RUMÄNIEN

 

7. 9.

Wir überfahren die rumänische Grenze. Das Land ist absolut flach. Kleine Dörferjsäumen die Strasse, zum Teil armselig, aber auch hübsch und proper.



 

Nach ca. 80 km erreichen wir Timisoara, das frühere Temeschburg im Banater Land. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Siedler aus dem Süddeutschen und Schweizer Raum - die sogenannten Donauschwaben - ins Land gebeten. Diese neuen Siedler haben natürlich ihre Kultur und Lebensweise mitgebracht, was heute noch zu erkennen ist. Timisoara war schon immer westlich geprägt und ist heute für seinen barocken Stadtkern sehenswert. Hier gab es die erste Strassenbahn in Rumänien, die erste Wasserleitung und die ersten Gaslaternen.

 

Hier aber begann auch die Rumänische Revolution im Jahre 1989 mit leider dem ersten Todesopfer für die Freiheit; für die Revolution, welche den Zusammenbruch der Sowjetunion und den Mauerfall in Berlin einläutete.




8. 9.

Heute haben wir eine lange Strecke (290km) zu fahren. Wir durqueren die Westkarpaten. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich mit viel Landwirtschaftsland, aufgelockert durch Hügel, Büsche und Wälder. Die Dörfer, welche wir passieren, sind vorwiegend hübsch mit zuweilen farbigen Häusern. Man sieht eigentlich nur die Fassade, Hof und Gärten sind verdeckt durch grosse Tore.  Unser Ziel ist Sibiu (Hermannstadt) in Transsilvanien.




 

Wir durchfahren ein Dorf, in welchem gerade Viehmarkt ist.......



 

..... und halten kurz danach bei zwei schönen Kirchen an um Mittag zu essen.


 

Im Reisebuch haben wir von bizarr geformten roten Felsen gelesen. Wir suchen sie in der Nähe von Sebes, enden aber bei der Baustelle einer Autobahn. Leider sehen wir die Felsen nur von Ferne, sie erinnern uns aber an Canyon-Landschaften der USA.


 

Ein beschauliches Fleckchen finden wir in Calnic. Dort besuchen wir die hübsche Anlage einer kleinen Burg, mit Mauern, einem Turm, einem kleinen Kirchlein und einem herzigen kleinen Museum: es sind hier keine grossen Schätze zu sehen, aber alles ist sehr persönlich und hübsch arrangiert.






Von weitem haben wir im gleichen Dorf eine beachtlich grosse Kirche gesehen. Wir suchen diese auf und finden mit ihr eine grosse und sehr schöne Friedhofsanlage.



 

Auch das Dorf ist sehr hübsch mit gepflegten Häusern. Die Leute, denen wir begegnen, erwidern freundlich unseren Gruss.




 

Unser heutiges Ziel ist Sibiu (Hermannstadt) in Transsilvanien (Siebenbürgen).

 

9. 9.

Heute hatten wir eine ausgezeichnete Führung durch Sibiu - Hermannstadt. Hermannstadt wurde als "Hermannsdorf" anfangs 13. Jh. gegründet. Die Stadt war im Mittelalter Hauptstadt Siebenbürgens und die östlichste Stadt mit Postanschluss. Dank der mächtigen Wehrtürme wurde Hermannstadt nie erobert.




Die Stadt wurde 2007 zur Kulturhauptstadt Europas gekürt. Sehr nachhaltig ist die Stadt geprägt von der "sächsischen" Kultur. Hermannstadt hat von jeher den Ruf eines kulturellen und geistlichen Zentrums. Hier haben der evangelische Bischof der Siebenbürger Sachsen und der orthodoxe Metropolit von Siebenbürgen ihren Sitz. Zwei Konfessionen (evangelisch/lutherisch und rumänisch-orthodox) bilden hier ihre Geistlichen aus.

 





 

Grosszügige Plätze und Gebäude prägen das Stadtbild. Vieles ist schon restauriert, sehr viel bleibt noch zu tun!





 

Bemerkenswert sind auch die vielen Second Hand Shops, die rege benützt werden und die so Zeugnis sind für die wirtschaftliche Situation des Landes.

Aber wie gestern schon so auch heute: Rumänien überrascht durch seine Fortschrittlichkeit.


Als wir heimkommen, bedeckt sich der Himmel - zum ersten Mal auf dieser Reise. Und jetzt geniessen wir einen ruhigen Regenabend im WoMo.

10. 9.

Auf unserem Weg im Herzen Rumäniens begleiten uns südlich die Fagarasberge, ein Teil der Karpaten mit immerhin über 2500 m hohen Gipfeln. Da ist ganz viel braunes Nichts auf der Landkarte und viele kleine Flüsse, die in die Ölt münden.

In Fagaras halten wir an wegen der mächtigen Kirche mit ihren riesigen goldenen Kuppeln. Die Besichtigung der Kirche ist eine Enttäuschung: offenbar war nach der Färbung der Kuppeln und des obersten Turmes das Geld ausgegangen. Die Kirche verblieb innen und aussen im Rohbau. Trotzdem dient sie als Sakralraum: statt des Altarraumes dient ein Brett als Liturgieort.

 




Weiter ging es für gut 40km auf einer kleineren Strasse, die in sehr schlechtem Zustand war. Die Landschaft allerdings war sehr schön: ein Tal mit wenig Dörfern, dafür viel Landwirtschaft. Selten sah man Häuser, aber viel Weidefläche und schöne Wälder, immer wieder auch mobile Imkerwagen und Bienenstöcke.

 





Auch der Campingplatz in Bran ist über Erwarten sauber und ordentlich, versehen mit einer guten Waschmaschine. So haben wir zum ersten Mal gewaschen.

Zum Nachtessen gab es Tomatenkuchen... "made im Camper by Barbara "!

 

 

11. 9.

Es war eine unruhige Nacht. Aber Schuld an der unruhigen Nacht konnte wohl nicht Graf Dracula sein, denn Renate hatte vorsichtshalber bei allen 21 Wohnmobilen einen Knoblauch an die Türe gehängt.

Um 9h werden wir vom Bus abgeholt und zur Törzburg (Schloss Dracula) gefahren. Diese Burg liegt strategisch günstig an einem Pass zwischen Walachei und Karpaten. Gebaut wurde sie im 14. Jahrhundert von Kronstädter Bürgern. Graf Dracula, alias Vlad Tepes hatte hier immerhin drei Tage gewohnt, genug um die Fantasie unzähliger Gruselfreunde anzuregen. Ab 1920 war die Törzburg Sommerresident der rumänischen Königin Maria.

Das Schloss Dracula wäre sehenswert, aber mit der grossen Gruppe und den vielen Besuchern gestaltet sich die Besichtigung mühsam.

 




 

Interessant ist die Besichtigung der Stadt Brasov / Kronstadt, die burgförmig gebaut ist. Auch hier haben sich die Siebenbürger Sachsen mit deutscher Wertarbeit verewigt. Wenn die Häuser dereinst alle renoviert sein werden, wird diese Stadt mit ihren ausschliesslich barock anmutenden grossen Häusern ein Juwel sein.





 

Zum Schluss werden wir noch zur Wehrkirche Tartlau / Prejmer gefahren. Die Kirche mit ihren mächtigen Maurern, in denen die Menschen aus der Umgebung in stürmischen Zeiten Raum fanden, unbehelligt zu leben und wo selbst eine Schule beherbergt war, diente zum Schutz gegen die Osmanen. 50 Mal wurde Tartlau von den Türken angegriffen, aber erobert wurde es nie.






 

 

12. 9.

Wir verlassen die dunkeln Wälder der Karpaten und fahren hinab in die Walachei nach Bukarest. Lange Zeit war der Begriff Walachei bekannter als das Land Rumänien...

Die Route ist wunderschön, die Landschaft ähnelt auf weiten Strecken den appenzellischen Voralpen, wird zum Schwarzen Meer hin aber immer flacher. Auch die Dörfer haben einen ganz anderen Charakter: die Häuser stehen einzeln und sind ähnlich dem Chaletstil, oft mit wunderschönen Blumengärten oder reichgeschmückten Fenstern.




 

Begeistert sind wir von den kleinen Holzkkirchen und den vielen schön bemalten Kappellen am Srassenrand.

In der Ebene Richtung Bukarest wird die Landschaft öder: es hat viele Gewerbebauten, die einen recht ärmlichen Eindruck machen.

 



 

13. 9.

Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens ist kulturelles, kommerzielles und industrielles Zentrum des Landes. Mit rund 2 Millionen Einwohnern in der Stadt und weiteren ca. 2,4 Mio. in der Umgebung ist die Stadt eine der größten in Osteuropa.

Eine Stadtbesichtigung von Bukarest steht auf dem Programm. Mit dem Bus und zu Fuss erkunden wir, begleitet von einer sehr kundigen Stadtführerin, die Hauptstadt mit ihren vielen stark renovierungsbedürftigen Bauten und den Prunk- und Protzbauten der Ceauşescu-Zeit.

 




Vieles in der Stadt wirkt grau, man erkennt aber die frühere Bausubstanz.

Zahlreiche Bausünden sind hier begangen worden, auch in der Zeit nach 1989. Und die Stadt erstickt an ihrem Verkehr. Trotzdem pulsiert das Leben und es fällt auf, dass so gut wie keine alten Autos unterwegs sind.

 



Das Parlamentsgebäude erschlägt einen in seinen Dimensionen.

Der Parlamentspalast, auch bekannt als Haus des Volkes und beim Volk spöttisch als Haus des Sieges über das Volk bezeichnet, ist das zweit-grösste Verwaltungsgebäude der Welt (Nr.1 ist das Pentagon in den USA). Ein englischer Historiker nannte es eine monströse Metapher für masslose Tyrannei

Die Grundfläche beträgt 65.000, die überbaute Fläche 365.000 m2. Der größte Saal des Gebäudes ist 16 m hoch und 2200 m2 gross, die grösste Galerie des Gebäuders ist 150 m lang. Der Bau beschäftigte mehr als fünf Jahre lang 700 Architekten und 20.000 Arbeiter. Die Baukosten sind nur schwer zu beziffern. In einer Schätzung ist von 3,3 Milliarden Euro die Rede, was bis zu 40 Prozent des jährlichen Bruttosozialproduktes Rumäniens entsprach.






Der Personenkult aus der Ceauşescu-Ära ist allgegenwärtig und prägt das Stadtbild.


So hat sich der Diktator mit seiner Frau selbst dargestellt!

 

In der Amtszeit des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu wurden weiträumig historische Stadtviertel zerstört, um dem monumentalen Zuckerbäckerstil des Diktators Platz zu machen.

Allerdings haben in Bukarest doch noch einige ruhige Orte überlebt, wo die Menschen Besinnlichkeit finden können.





 

14. 9.

Die Fahrt nach Constanta am schwarzen Meer geht recht locker voran. Die Landschaft ist teilweise schön, oft aber ohne Höhepunkte. Wir erreichen unseren Campingplatz in Mamaia, der direkt am Sandstrand liegt. Leider werden uns Plätze zugeteilt und wir stehen ziemlich eng in einem Haufen. Jene die später kommen, haben's besser - sie dürfen sich mit Meersicht stellen.


 

15. 9.

Schon um 1/2 6h ist Tagwache. Die Duschen sind eiskalt, der Himmel grau...

Um 1/2 8h holt uns der Bus ab, der uns zum südlichen Donaudelta bringt. Dieses, nach der Wolgamündung zweitgrösste europäische Flussdelta,

umfasst ein Gebiet von 5800 km², wovon 72 Prozent mit einer Fläche von 4178 km² unter Naturschutz stehen. Diese Fläche liegt zu 82,5 Prozent in Rumänien und zu 17,5 Prozent in der Ukraine. In diesem riesigen Feuchtgebiet lebt eine artenreiche Vogelwelt.

 

Nach zwei Stunden Busfahrt können wir in Tulcea noch einen Kaffee trinken, bevor wir im Nieselregen zum Schiff gehen.


 

Die Fahrt durch die Wasserstrassen des Deltas ist eindrücklich - Natur pur mit wunderbarem Baumbestand. Anfänglich trifft man viele Fischer an, die sich am Ufer manchmal sogar mit Zelten eingerichtet haben. Leider sind diese Stellen übersäht mit Abfall.





 

Je weiter wir voran kommen, umso sauberer wird es und wir sehen erste Vögel: Möven... Später kommen wir zu einem See, wo es dann verschiedenste Vogelarten gibt: Reiher, Ibise, Kormorane, verschiedene Entenarten und sogar einen Eisvogel. Die Pelikane sehen wir leider nur in der Luft, denn sie haben sich schon zum Zug gegen Süden versammelt.




 

Auch an der Grenze zur Ukraine sind wir vorbeigekommen. Am Ufer sah man auf weite Strecken verrostete Schiffe - eine richtiggehende Müllhalde von Eisen.

Schade!


 

Am Ufer aber gab es noch schöne Fotomotive.




 

Gegen 19 h sind wir mit vielen Eindrücken wieder auf dem Camp angekommen - fast 12 Stunden waren wir unterwegs. Wir sind müde aber glücklich....

 

16. 9.

Heute ist ein freier Tag! Eigentlich wäre dieser Tag als Strandtag gedacht gewesen, aber dazu ist es leider zu kalt - seit dem stürmischen Wetterwechsel noch in Griechenland haben sich die Temperaturen nicht mehr erholt.

Wir schlafen aus, gehen zu den warmen Duschen und frühstücken dann schön mit Ei und allem drum und dran. Danach ist grosse Haushaltrunde mit putzen, waschen, Wasser auffüllen und WC- Kassette entleeren angesagt. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang am Strand und richten uns dort einwenig zum Lesen und schlafen ein. Wir geniessen die Ruhe.


 

17. 9.

Zuerst bleiben wir noch ein Stück in Rumänien. In einem kleinen Dorf fahren wir zum Strand und picknicken mit Meersicht.

Bald passieren wir die Grenze nach Bulgarien.