ENGLAND

vom 1. Juni - 5. Juli 2014


 

 

1.Juni

Wir nehmen es ruhig mit fertig packen und aufladen, Wasser füllen und uns von den Nachbarn verabschieden. Nach 13h starten wir. Obwohl Sonntag ist, staut sich der Verkehr auf der A1. Dafür geht der Grenzübertritt problemlos. Wir geniessen die Fahrt durchs Elsass und beschliessen, in Riquewihr auf einem Stellplatz zu übernachten und hier nochmals schön zu essen. Wir machen einen grossen Spaziergang durch die Rebberge, was wir alle sehr geniessen - vor allem Kyra, die immer wieder ausbüchst, um Hasen zu jagen. 


 

Auf den Hasenbraten müssen wir allerdings verzichten. Im "Grappes d'Or" essen wir gut und sehr gemütlich zu Nacht, unterhalten uns mit einem englischen Pärchen und geniessen den Auftakt zu unserer Reise. Der Rundgang durch den Ort begeistert - die wunderschönen Riegelhäuser: blau, oker, rot und weiss, die hübschen Blumendekorationen. Das war zwar ein kurzer, aber ein schöner erster Reisetag.




 

 

2. Juni

Ohne Störungen haben wir sehr gut geschlafen. Die Fahrt von Riquewihr nach St. Dié über den Col de Riquewihr war wunderschön; es ging heftig bergauf, kaum Verkehr, vereinzelte Häusergruppen und ein naturbelassener Wald. Weiter ging es auf weiten Strecken auf der Autobahn - wir wollen ja England bereisen und nicht Frankreich; aber Barbara fand das recht öde und schlief immer wieder ein. Je weiter westlich wir kamen, um so "karger" wurden die Dörfer: hinfällige Steinhäuser, oft leere Gebäude, aber immer wieder vor den Häusern wunderschöne Rosen und Blumen. Unterwegs finden wir eine Tierarztpraxis, wo wir die für die Einreise eines Hundes nach GB vorgeschriebene Entwurmungspille samt dem verlangten Eintrag im Hundepass bekommen. Wir übernachten auf dem Campingplatz in Charleville-Mezière, wo wir mit Kyra schön dem Fluss entlang spazieren können.



 

3. Juni

Beim Erwachen ist der Himmel grau, aber es regnet nicht. Wir nehmen die letzten 300km bis Calais unter die Räder. Problemlos finden wir den Stellplatz beim Hafen. Welch eine Überraschung: hier kommen uns Marlies und Rolf von der Balkanreise entgegen. Die Begrüssung ist herzlich. Sie haben ihre Tickets für die Überschiffung für den nächsten Morgen, wir machen uns auf den Weg, diese zu besorgen. An diesem Abend klappt dies nicht mehr - der Weg zum Hafen ist zu weit und wir sind zu spät dran. Wir sind guten Mutes, dass dies morgen problemlos klappen wird. Zusammen mit Marlies und Rolf essen wir in einem der unzähligen Restaurants von Calais zu Nacht.

 

4. Juni

Schon fast die ganze Nacht "strätst" es auf unser Dach, so dass die Lust zum Aufstehen und mit dem Hund zu spazieren nicht gross ist. Heute ist Ruth mit dem "Frühdienst" dran, und trotz feuchtem Klima geniessen Mensch und Hund den Spaziergang am Strand. Problemlos geht's mit den Tickets nicht: der Eintrag des Tierarztes für die Wurmbehandlung ist auf der falschen Seite des Hundepasses eingetragen und wir müssen einen Tierarzt in Calais aufsuchen, der dies korrigiert. Barbara sieht ob so viel Bürokratie rote Sternchen blitzen und fragt sich, ob England wohl das richtige Ziel für sie sei. Schlussendlich schaffen wir die Überfahrt an diesem Tag doch noch.



 

Dover streifen wir mit einem kurzen Gang Richtung Stadt und beschliessen, den als sehr schön beschriebenen Stellplatz auf den Klippen aufzusuchen. Eine Strasse mit Schlaglöchern, wie wir sie auf keiner unserer bisherigen Reisen angetroffen hatten, bringt uns zum Ziel. Wir werden nicht enttäuscht - nur zu dritt stehen wir mit Sicht auf den Kanal im Grünen - und der Himmel hellt zusehends auf. Barbara versöhnt sich mit dem Schicksal wieder...




 

5. Juni

Ein Morgenspaziergang wie in einer Landschaft von Pilcher: rundum Grün, Aussicht aufs Meer und die Cliffs von Dover. Freundliche Hundespaziergänger mit genau so freundlichen Hunden - englisches Paradies.



 

Unser nächstes Ziel ist Canterbury, wo wir problemlos den Stellplatz für Busse und WoMos finden; Preis für 12 Stunden 15£, ca. Fr. 20.00! Wir besuchen die Kathedrale - den Hund dürfen wir in die "Umgebung" der Kathedrale, die sehr weitläufig ist, einschliesslich Kreuzgang mitnehmen. Nur in die Kathedrale müssen wir einzeln hineingehen. Beide sind wir begeistert, fast erschlagen von diesem geschichtsträchtigen Raum, wo Thomas Beckett ermordet wurde, wo der Erzbischof - das Oberhaupt der anglikanischen Kirche - residiert und wo so viel Würde, Licht und Ruhe herrscht.



 

Das Städtchen mit all seinen schönen Häusern, die von vergangenen Zeiten erzählen, gefällt uns. Im Haus der "Weavers" essen wir nach gut europäischer Küche zu Nacht.



 

6. Juni

Unser nächstes Ziel ist Sissinghurst Castel. Zunächst aber kommen wir in das kleine Dörfchen Chillham. Hier besuchen wir die alte Dorfkirche, welche umgeben ist von einem uralten Friedhof mit wunderbarem Baumbestand.

 



 

Nach drei Nächten ohne Versorgung und z. T. mit Heizung, weil es gegen Morgen doch recht kühl wurde, suchen wir nach einer LPG-Tankstelle, wo wir unseren Gastank auffüllen können. In einer Campergarage werden wir nach Ashton geschickt, zur BP Tankstelle an der Bear Lane Road. Zur Baer Lane führt uns unser Navi rund um Ashton herum - eine BP Tanstelle gibt es auf der ganzen Strasse nicht. Wir halten an und fragen und bekommen eine recht ausführliche Beschreibung zur nächsten BP Tankstelle. Für unsere Wegunkundigkeit genügt sie nicht ganz. Wir fragen in einem Gartencenter nach. Diesmal finden wir die Tankstelle. Nur: leider LPG-Gas gibts nicht, wurde eingestellt, wegen zu wenig Nachfrage. Weiter führt uns ein freundlicher Engländer zur Auto Cross - aber hier gibts nur Gasflaschen... Für heute geben wir auf und suchen den schön beschriebenen Campingplatz in Goudhurst auf, wo wir 2 Nächte bleiben möchten. --- Es gibt hier keinen freien Platz mehr. --- Jetzt fragen wir uns ernsthaft, ob vielleicht England doch nicht ganz die richtige Destination für uns ist... Alles scheint gegen uns zu sein!

Schlussendlich finden wir doch noch einen wunderschönen Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz von Sissinghurst Castle und sind mit England wieder versöhnt.



 

 7. Juni

Beim Erwachen scheint die Sonne, dann regnet's - richtig englisch. Tagsüber setzt sich der Sonnenschein wieder durch. Nach einem ausgiebigen und wunderschönen Spaziergang besuchen wir die Gärten von Sissinghurst Castle in der Grafschaft Kent.







 

 

 

Jetzt sind wir recht eng mit Wasserver- und -entsorgung, das WC sollte dringend entleert werden, und auch Gas brauchen wir ziemlich rasch. Wiederum mit einigen Umwegen werden wir jetzt fündig: alle BP Tankstellen, so wird uns versichert, hätten auch LPG. Jene von Goudhurst hat und wir können unsere Tankflasche füllen, die nächste hat wieder keines.

 

In Pevensey finden wir beim 2. Versuch einen wirklich schönen Campingplatz, wo wir ent- und versorgen können und wo auch Kyra punkto Spaziergänge am Meer auf ihre Rechnung kommt. Wir können uns gut stellen, es gibt eine Waschmaschine und wir fühlen uns sehr wohl.

 

8. Juni

Der heutige Pfingstsonntag ist wunderschön - strahlend blauer Himmel und sommerlich warm. Nach einem ausgiebigen Brunch wird der Haushalt in Ordnung gebracht (Wäsche!). Der Nachmittag wird beherrscht vom Ärger mit PC und Internet-Access. Barbara spaziert mit Kyra am Strand und bringt wunderschöne Steine mit, während Ruth Bilder für die Homepage sortiert und bereitstellt, in der Hoffnung auf baldige Möglichkeit, diese ins Internet stellen zu können.

Mittlerweilen hat sich der Himmel englisch bewölkt, wir hoffen aber auf ein Barbecue ohne Regen. - Und tatsächlich, bald scheint die Sonne wieder und wir geniessen einen warmen Abend im Freien.

 

9. Juni

Das Thema der Engländer ist das Wetter. Also: der heutige Himmel ist grau, zuweilen nieselt es und zwischendurch scheint einwenig die Sonne, so dass wir die Jacken von uns reissen.

 

England: Es ist eine Menschen- und Lebensmentalität, die wir nur schwer fassen können.

Freundlichkeit und Lebensfreude rundum:

  • - is it not wonderful today?
  • - do you know this lovely village there in the South?
  • - what a nice dog!
  • - it was great meeting you!

Auf dem Campingplatz peilt uns solch ein lebensfreundlicher Engländer an. Unterhält sich mit uns über die Schweiz, über das Dilemma von UK innerhalb Europas und gibt uns einen über den andern Tipp für unsere Weiterreise. Er war Arzt. Auf meine Frage: „was für einer?“ kommt die Antwort mit englischem Humor: “a bad one….“

 

Freundlichkeit und…..sowenig Geschmack, wie es kaum erlaubt sein dürfte….. Menschen, die so wenig Gefühl für Äusserlichkeiten haben (Frisur, Mode, Körperform). Wir sind perplex.

 

Wir kommen ins philosophieren:

Ein solch wunderschönes Land wie hier ist uns noch kaum begegnet: grün, grün, grün…. die Landschaft leuchtet in den verschiedensten Nuancen von Grün. Felder, Hecken und Bäume --- grün!

Aber das grossartigste, was man bei uns kaum so sieht: riesige, uralte Bäume - nicht vereinzelt, sondern wunderbar verstreut in den Wiesen und Feldern, Ruhe verströmend.

 

Und wir meinen mit unserem minimalen Philosophieverständnis zu begreifen: nicht wirtschaftlicher Leistungsinhalt macht den Sinn aus, sondern die Pflege alter Lebenskultur. So kompliziert dies hier tönt, so kompliziert ist es, die englische Mentalität zu verstehen.

 

Wir schauen uns heute Chichester mit seiner Mittelalterlichen Innenstadt an, den engen Gässlein und den hübschen Fachwerkhäusern. Wir besuchen die 800-jährige Kathedrale, wo uns ein Kirchenfenster von Marc Chagall sehr anheimelt.





 

 

 

 

Nach einigem Suchen finden wir einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz im hübschen Dörflein Bosham.

 

 

 

 

 

10. Juni

Am Morgen machen wir einen Rundgang durch’s Zentrum von Bosham und statten der hübschen Kirche einen Besuch ab.


 

Unser nächstes Ziel ist Arundel, wo wir das Schloss besichtigen möchten. Leider sind heute die Tore dieser Bilderbuchburg geschlossen. Auch mit "Broadhouse", wo Queen Elisabeth und Prinz Philipp die Flitterwochen verbracht haben, stehen wir vor verschlossenem Tor.

 


 

So fahren wir weiter nach Salisbury. Zuerst machen wir mit Kyra einen grossen Spaziergang im wunderschönen Park, der an den Stellplatz angrenzt. Einmal mehr sind wir berührt von der Pracht der weit ausladenden uralten Bäume, die verstreut oder in Gruppen in der Wiese stehen.


Die gotische Kathedrale von Salisbury hat den zweihöchsten Turm Europas mit der Höhe von 124 m und einem Gewicht von 6400 Tonnen. Bis heute waren und sind geniale Baumeister immer wieder damit beschäftigt, das Gewicht der von oben wirkenden Kräfte durch Streben, Stützen und Korsagen umzuverteilen.

Täglich singt in allen englischen Kathedralen um 17.30h ein Chor den "evensong". Hier war es ein Knabenchor vom Collage, der mit seinen reinen Sopranstimmen den Gottesdienst wunderbar mitgestaltet hat. Berührt haben wir an dieser Zeremonie teilgenommen.





 

Nach dem Nachtessen spazieren wir zurück auf unseren Stellplatz, der ganz Nahe dem Stadtzentrum gelegen ist.


 

11. Juni

In Stonehenge machen wir einen langen Spaziergang zum Steinkreis aus der Jungsteinzeit.



Ergriffen steht man vor diesem mächtigen Werk, gleich der Erscheinung aus einer andern Welt (Johanna Schopenhauer). Welche Mühe, Kraft und planerische Meisterleistung muss es wohl gebraucht haben, um diese tonnenschweren Steinquadern damals an Ort und Stelle aufzurichten? Seit 1986 gehört Stonehenge zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist damit der Masse von Besuchern nicht mehr so frei zugänglich, wie Ruth dies in den 70er-Jahren noch erlebt hat.

 


 

Weiter geht es nach Stourhead, ein Landschaftspark, der zum Inbegriff englischer Gärten geworden ist. Urvater dieses grossartig angelegten Anwesens war Henry Hoare, d.Ä., der 1717 das Grundstück kaufte und einen Landsitz erbauen liess. Auf einem 3,5 km langen Weg umwandert man den künstlich angelegten See und wird dabei immer wieder mit neuen Ausblicken überrascht.





 

Wir besuchen einen Teil des Parkes und das Landhaus, das eine beeindruckende Bibliothek mit Büchern ab dem 18.Jh beinhaltet.


Sehr freundlich erzählen zwei ältere Herren von ihrer Arbeit beim Erhalt dieser Kostbarkeiten und griffsicher bringt uns einer von ihnen einen Atlas der Schweiz aus dem 18.Jh - herausgesucht aus Tausenden von Büchern.


 

Auf dem im Grünen gelegenen Parkplatz können wir über Nacht stehen bleiben.

 

 

12. Juni

In dieser Ruhe haben wir wunderbar geschlafen.

 

Die heutige Wegstrecke ist nicht sehr weit, aber die Strassen sind eng und der Verkehr recht dicht. Wir fahren durch hübsche Dörfer mit den typischen blumengeschmückten Backsteinhäusern und durch viel grüne Landschaft.

 

In Shaftesbury machen wir einen Halt. Die Topattraktion dieses Städtchens ist England’s steilste und wohl auch schönste Strasse, der „Gold Hill“. Der Dumont-Reiseführer hat das Bild dieser malerischen Dorfstrasse gar zum Titelbild gewählt. Beim Restaurant „The Salt Cellar“ ergattern wir einen Tisch im Freien und essen unsere Pies mit grandiosem Ausblick.

 



Im Reisebüro erklärt man uns, dass Shaftesbury mit ca. 800 m der zweithöchst gelegene Markplatz von England ist, und dass man von hier, wenn die Sicht dies erlauben würde, ungehindert bis Russland sehen könnte. Na ja ……………….

 

Weiter geht es ans Meer nach Chickerell, wo wir für zwei Nächte auf dem schönen Campingplatz bleiben wollen. Das Wetter ist grossartig, heute ist wieder ein Tag, wo wir draussen zu Abend essen können.

 

Überhaupt das Wetter: bis jetzt (die ersten 8 Englandtage) hatten wir grosses Glück: Regenjacke brauchten wir nur einmal für eine Stunde; manchmal ist der Himmel grau, aber jeden Tag sehen wir für längere Zeit die Sonne.

 

13. Juni

Ruth wird geweckt mit einem dicken Geburtstagskuss. Als sie vom Hundespaziergang zurückkommt, steht das Geburtstagstischlein liebevoll zubereitet und mit brennendem Kerzlein bereit. Das Geburtstagskind liest die vielen lieben Wünsche und Grüsse aus der Heimat mit grosser Freude.

 


Für heute haben wir einen Ausflug nach Abbotsbury geplant. Das Wetter ist wieder strahlend schön.

Unsere freundlichen Campingnachbarn schauen auf Kyra, die wir nicht mitnehmen können. Wir fahren mir den Velos nach Abbotsbury - hügelauf, hügelab, auf schmalen, pitoresken Strassen. Zum Glück haben wir E-Bikes!

In Abbotsbury besuchen wir die Swannery, eine Schwanenkolonie von gut 800 Schwänen und Kanadischen Gänsen, die zwischen Wasserpflanzen und in den Wiesen hinter der Brackwasser-Lagune ihre Nester haben. Wir sind rundum zur rechten Zeit hier:

  • die Kinderstuben sind bewohnt mit Schwanenbabys und ihren Eltern
  • es ist Fütterungszeit und die Bucht ist VOLL von hungrigen Schwänen, dicht an dicht auf ihr Körnerfutter wartend.

 

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Bereits 1393 legten Benediktinermönche dieses Schwanenschutzgebiet an. Die Swannery ist kein Schwanenzoo; während des Winters und in der Brutzeit werden die Tiere umsorgt und geschützt, aber sie sind völlig frei.

Wir spazieren durch das Ried über Holzstege, vorbei an unzähligen Schwanenfamilien. Auch ein Fasanenpaar überquert unsere Wege.

 



 

Im Ilchester Arms Pub - einer ehemalige Kutscherstation - gönnen uns noch ein Shandy (Panachée) bevor wir uns auf den Rückweg machen. Zur Feier von Ruths Geburtstag gibt es "zu Hause" ein feines Grillsteak mit Maiskolben und Salat, zum Dessert frische Erdbeeren. Man kann sehr gepflegt leben mit dem WoMo unterwegs!

 

 

14. Juni

Ruth meint, dass wir unbedingt Lyme Regis sehen müssten, ein beliebter Badeort. Uns haut es nicht vom Sockel: viel Verkehr, enge Strassen, unzählige Shops und wenig Charme.

 



 

Exeter - Hauptstadt der Grafschaft Devon, Bischofssitz und Universitätsstadt - ist das nächste Ziel. Die wunderschöne Kathedrale ist umlagert von einem Festivitäten-Anlass. Aber der Besuch lohnt sich: hellaufstrebende gotische Säulenbögen und Ruhe verströmende Räume.

 




 

Wir spazieren durch Exeter und suchen dann den in der Nähe gelegenen Campingplatz auf.



 

15. Juni

Heute fahren wir ins Dartmoor, ein ca. 1000 km2 grosses, einsames Heide- und Moorgebiet. Der Himmel ist grau, was passt.

Anfänglich noch ist die Landschaft grün, dann wird sie öde: Graslandschaft, kaum Büsche oder Bäume. Die Strassen sind eng und es gilt acht zu geben auf die Schafe, die, neben entgegenkommenden Autos, mit uns die Strasse teilen.

 



 

Entzückt sind wir von den freien Pferden mit ihren mutwilligen Fohlen, welche spielerisch über die Weiden galoppieren.

 


 

In Postbridge laden zwei malerische Brücken zum Anhalten ein.

 



Und in Pricetown finden wir einen kleinen Campingplatz, einem Pub zugehörig. Von hier aus machen wir einen langen Spaziergang mit Kyra.

 



 

 

 

 

Immer wieder ragen gewaltige Steinauftürmungen, die sogenannten "Tors" in die Höhe, von denen man nicht genau weiss, woher sie stammen.

 

 

 

 

 

 

Wieder erfreuen uns die Tiere, die sich frei in den Weiden des Moors aufhalten.



 

 

Princetown ist kein hübscher Ort. Das Bild wird beherrscht vom weitum bekannten Gefängnis, das auch Schauplatz vieler Kriminalromane ist.


 

Nach einem guten Nachtessen im Pub und anregenden Gesprächen mit einer holländischen Tischnachbarin, welche hier im Dartmoor wissenschaftlich arbeitet, schlafen wir trotzdem sehr gut.

 

16. Juni

Wir verlassen das Dartmoor und fahren über Tavistock, wo wir noch einige Kleinigkeiten einkaufen, in Richtung St. Austell. Tavistock ist die grösste Stadt des westlichen Moores, ein Städtchen eigentlich, das bis ins 19. Jahrhundert Zentrum des Zinn- und Kupferbergbaus war.



 

Die Fahrt nach St.Austell ist schön, auf kleinen Strassen, durch meist hübsche Dörfer. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein: keine schreienden Reklamen, kein Kommerz, keine Industrie, statt dessen alte Kirchen mit ihren Friedhöfen, viel Landwirtschaft, einwenig Handwerk und kleine Einkaufsläden, wo man fast alles bekommt. Etwas seltsam mutet es an, wenn ausserhalb einer grösseren Ortschaft ein Aldi zum Kauf einlädt.

 

 

In Lanhydrock besuchen wir den Garten und den Park, der zum grossen Landhaus aus dem 18. Jahrhundert der Familie Agar-Robartes gehört. Das Haus ist leider geschlossen - es ist wieder einmal Montag - aber der blumenreiche Garten und der Spaziergang im grossen Park mit den wunderschönen alten Bäumen begeistert uns alle drei.

 



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Bemerkenswert ist die Achtsamkeit, die man aller Orten den Hunden entgegen bringt: An vielen Orten darf man Hunde mitnehmen, immer gibt es Hundenäpfe mit Wasser gefüllt für die Vierbeiner und hier war sogar ein gedeckter Platz bereit, wo die Hunde warten können, während ihre "Herrchen" durch die Gärten flanieren. Umso mehr freuen sich dann Hund und Mensch, wenn sie später auf den weiten Wiesen Stöckchen spielen können.

 

 

Die Fahrt geht weiter durch St. Austell zum schönen Campingplatz über dem Meer gelegen, wo wir 2 - 3 Nächte bleiben wollen, weil es in der Umgebung einiges zu sehen gibt.

Der Abendhimmel färbt sich rot, ein Zeichen, dass es morgen wieder einen schönen Tag geben dürfte.

 

 

17. Juni

Heute waren wir in The lost Garden of Heligan. Barbara hatte die Adresse im Internet gefunden und war von der Website sofort begeistert. Was wir antrafen war grossartig!

The Lost Garden of Heligan ist ein riesiger Park. Zuerst spazierten wir anderthalb Stunden lang durch den Jungle mit einem Busch- und Baumbestand, der wirklich an einen Urwald erinnert: riesige Sequoiabäume, Büsche mit Blättern in Menschenhöhe, fremdartige Blumen, Wasserläufe etc. Man fühlte sich in eine Traumwelt versetzt! Weiter führte der Weg ins Lost Valley, hier war der Weg nicht mehr gar so lang und die Pflanzenwelt wieder bekannter.






 

Nach einem kleinen Lunch im parkeigenen Restaurant nahmen wir den zweiten Teil unter die Füsse: die Blumen und Gemüsegärten. Besonders eindrücklich waren die gepflegten Gemüsegärten, wo Zwiebeln, Karotten, Fenchel, Bohnen, Erbsen und vieles, vieles mehr schön in Reihen wuchs, kein Unkräutlein dazwischen. Grosse Gewächshäuser mit Zitrusfrüchten, Pflaumen und Pfirsichen, Reben und südländischem Gemüse begeisterten uns.

 


 

Bildergalerie mit einigen weiteren Impressionen der wunderbaren Gärten.

 

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Nach 5 Stunden verliessen wir müde, aber sehr glücklich dieses kleine Paradies. Auch von Kyra hört und sieht man nichts mehr, sie schläft im Schatten unter unserem "Haus".

Ja, Schatten, die Sonne schien den ganzen Tag - und scheint immer noch! Wieder ein BBQ-Abend mit Lamm und Mintsauce, typisch englisch, draussen vor unserem WoMo.

 

 

18. Juni


Wettbewerb

 

Wo steht dieses hübsche Sanitärgebäude,

wo RuBa geduscht haben?

 

- in Sabaudia

  - in Boswinger

     - oder in Pasman

 

Wer als Erste/r per Email die richtige Antwort mitteilt, wird bei RuBa‘s zum z'Nacht eingeladen.

 

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Heute war wieder mal ein Haushalt-Tag: putzen, waschen, aufräumen, Brot backen.

 


 

Am Nachmittag machten wir bei herrlichstem Sonnenschein einen langen Spaziergang über den Klippen, der uns so richtig zum Schwitzen brachte: auf engen Wegen steil bergab und bergauf und wieder bergab und......

Aber schön war's: der Ausblick aufs Meer und in die Felder und Wiesen, die Natur - zum Teil musste man den Pfad durch das brusthohe Grün fast suchen. Verschwitzt und durstig kamen wir wieder zurück. Aber alle drei haben es sehr genossen.

 




 

19. Juni

Heute fahren wir nach St. Just in Roseland, einem kleinen Ort in Cornwall.

 


 

Hier wurde uns empfohlen, den Friedhof mit der sehenswerten Kirche aus dem 12. Jahrhundert zu besuchen. Das hat sich wirklich gelohnt.

Wir finden ein absolutes Paradies der Ruhe und des Friedens. Der Friedhof ist gestaltet mit Wasserläufen und wunderschönen alten Bäumen, Rhododendren und auch Palmen. Viele Gräber sind liebevoll mit Blumen geschmückt. (In England sind die Gräber in den Wiesen verstreut und nicht wie bei uns in Reihen mit einem Blumenrabättchen vor dem Stein angeordnet.)




 

Auch die Kirche strömt Ruhe aus. Liebevoll gestickte Kissen schmücken die einfachen Holzbänke. Wir zünden eine Kerze an und lesen das schöne Gebet:



 

 

 

Weiter geht es nach St. Mawes am Meer. Im hübschen Fischerörtchen essen wir eine Kleinigkeit......



 

.....und fahren dann weiter westwärts. Wir möchten bei einem der beiden Gärten Glendurgan Garden oder Trebah Garden übernachten, um den einen oder anderen morgen zu besuchen, aber leider gibt's bei beiden kein Overnight Parking. Dank Barbara's App Campercontact finden wir einen passenden Campingplatz in der Nähe.

 

 

20. Juni

 

Verena und Ruedi haben den Wettbewerb gewonnen:

  • Sabaudia ist in Italien
  • Pasman in Kroatien
  • in Boswinger haben RuBa geduscht.

Herzliche Gratulation!

 

 

 

Unterwegs müssen wir wieder einmal Gas auffüllen und treffen an der Tankstelle folgendes Kuriosum an:




 

Kyra wollte dies auf keinen Fall ausprobieren, also haben wir sie vor solch einer Prozedur verschont :-)

 

 

Weiter geht die Reise gegen St. Michael's Mount. Benediktinermönche schufen ab 1050 nach dem normannischen Vorbild Mont Saint Michel eine Abtei. Von einer ehemals bedeutenden Abtei des Christentums wandelte sich St. Michael's Mount durch die Intervention Heinrichs Vlll. zu einer militärisch genutzten Festungsanlage. Mitte des 17. Jahrhunderts machte die Familie St. Aubyn den Bau zu dem was man heute noch vorfindet: einem eleganten Wohnkomplex. 1954 wurden die Gemäuer dem National Trust vermacht. Die Nachfahren behielten sich aber für die nächsten 1000 Jahre das Wohnrecht vor!


 

Eigentlich wollten wir die Insel besuchen, zuvor aber dem Strand entlang einen Spaziergang machen. Leider war hier Hundeverbot, was Barbara so ärgerte, dass ihr die Lust zur Besichtigung verging. Wir machten einen Spaziergang oberhalb des Strandes und Ruth bereitete dann ein feines Picknick vor.


 

 

Zwischen dem Meer und unserer Strasse stehen immer wieder Schlote und Industrie-Ruinen, die stumme Zeugen einer regen Bergbautätigkeit der Region sind. Es wurde hier Zinn abgebaut.


 

Weiter ging es nach St. Ives, wo wir uns auf einem schönen Campingplatz oberhalb des Städtchens installierten. Wir spazierten hinunter in den Ort, schlenderten durch die "Einkaufsstrasse". Leider waren all die hübschen kleinen Läden schon geschlossen, was uns veranlasste auch den morgigen Tag noch hier zu bleiben...




 

Am Hafen hatte die Ebbe die Schiffe buchstäblich "in den Sand gesetzt". Hier durften wir Kyra im Sand laufen und schnuppern lassen - sooo viele interessante Meeresgerüche!



 

Zu Nacht gegessen haben wir in einem real English Pub mit TV. So konnten wir live das entäuschende WM-Spiel der Schweizer Nati gegen die Franzosen miterleben. Beim 0 : 5 gingen wir nach Hause und sahen daheim dann auf dem iPhone, dass das Spiel doch noch mit einem 2 : 5 geendet hatte. Auf alle Fälle haben wir trotzdem gut geschlafen!


 

Anmerkung:

Ein Gruss von euch, die ihr diese Seiten lest, würde uns sehr freuen! Geht doch einfach auf unseren Kontakt-Link. Es ist "very easy"......

 

21. Juni

Ein Ruhetag. Wir spazierten noch einmal ins Städtchen, denn wir wollten die Ausstellung der Bildhauerin Barbara Hepworth in ihrem Haus und Garten anschauen. Leider konnten wir Kyra nicht mitnehmen und haben deshalb verzichtet. Dafür frönten wir dem Shopping umso mehr!

Am Abend haben wir im „Stable Pub“ des Campingplatzes gegessen. Barbara war richtig begeistert vom Fisch mit Zitronen-Knoblauchsauce. Das erste kulinarische Highlight in England!

 

 

22. Juni

Nach einem wiederum grossartigen Sonnenuntergang gestern Abend war auch der heutige Morgen wieder wolkenfrei.


 

Wir fuhren Richtung Padstow.

Unterwegs mussten wir einen Camperstore aufsuchen, weil unsere Kühlschranktüre sich nicht mehr verschliessen liess. Obwohl Sonntag fanden wir im Camperstore einen Angestellten, der uns das Schloss wieder richten konnte.

Unterwegs machten wir eine Picknickpause hoch über dem Atlantik. Während Ruth ein Mittagsschläfchen hielt, machte Barbara mit Kyra einen Spaziergang über die Klippen.

 

Und weiter ging es zu den Bedruthansteps. Wie riesige Kulissen ragen die Felsbrocken aus dem flachen Kieselstrand. Auf ihnen ist, so sagt ein Cornisches Märchen, der Riese Bedruthan aus dem Meer an Land gestiegen.



 

23. Juni

Den heutigen Tag huldigten wir Rosamunde Pilcher, der Herzschmerz-Liebes-geschichten-Autorin, deren Stories von ZDF verfilmt werden und die wegen der schönen Landschaftsbilder für viele - vornehmlich Frauen - ein gewisses Suchtpotenzial in sich tragen.

 

Ein schöner Spaziergang vom Campingplatz entlang an Kornfeldern führte uns nach Padstow - einem charmanten Fischerdörfchen. Hier herrschte ein reger Betrieb, und nach der sonnigen Wanderung brauchten wir vor der Kultur erst einmal a Pint of Shandy (ein grosses Panachée).

 



 

Innerhalb einer walking distance (15 Minuten) erreichten wir Prideaux Place, das grosse Herrschaftshaus, welches Nicolaus Prideaux im 18. Jahrhundert bauen liess, und das noch heute von einem Nachfahren, Peter Prideaux zusammen mit seiner Frau Elisabeth, bewohnt wird und wo einige Pilcher-Filme aufgenommen worden sind. Wir machten eine Führung des Hauses mit, wobei es uns schwer vorstellbar war, dass diese z.T. streng und düster anmutenden Räume Kulisse für solch stimmungsvolle Filme abgaben. Noch schwerer vorstellbar war, dass diese Räume heute noch von der Familie bewohnt werden, die während der Führungen in anderen Räumen des Hauses darauf wartet, bis die Besucher wieder verschwunden sind. Der Bentley des Hausherrn stand hinter dem Haus.

 




 

Hier besuchten wir auch den Garten, der nach dem 2. Weltkrieg, nachdem das Haus während 40 Jahren nicht bewohnt wurde, sehr verwilderte und jetzt wieder neu angepflanzt wird. Eine Besonderheit sind hier die Hirsche, die auf einem grossen zum Anwesen zugehörigen Gebiet leben.

Und von den wilden Kaninchen, die man in Südengland allerorts antrifft, sieht Kyra zu ihrem Leidwesen immer nur den Purzel, den weissen Schwanz




 

24. Juni

Wir nehmen Abschied von Cornwall und fahren Richtung Nordosten. Den ersten Halt gibt es in Tintagel, wo wir die Burg des legendären König Artus besichtigen - zumindest das, was davon noch geblieben ist. Wir spazieren durch Tintagel, und weiter geht's zuerst steil bergab ans Meer und dann in zig Stufen zur Burgruine, der angeblichen Artusburg hoch, die auf einem Felsen über dem Meer thront. - Angeblich: der sagenumworbene König der Tafelrunde hat im 6. Jahrhundert gelebt, die Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert! - Der Aufstieg hat sich gelohnt, der Rundblick auf die Klippen und aufs Meer ist grossartig.

Und wieder geht's die zig steilen Stufen runter, mit heftigem Gegenverkehr. Wir wundern uns, wie das hier wohl in der Hauptreisezeit zugeht!

 





 

 

 

Der nächste Halt ist in Morwenstow. Hier besuchen wir die Kirche, wo der exzentrische Vikar Robert Stephen Hawker von 1834 bis 1875 die damals verarmte und abgelegene Gemeinde führte. Er glaubte nicht nur an Gott, sondern auch an alle möglichen magischen Kräfte. Nicht selten beerdigte er Schiffbrüchige, was von der Kirche verboten war. Einmal war es eine ganze Mannschaft, der er als Grabstein die Galionsfigur deren Schiffes aufs Grab setzte. Diese Figur ist heute in seiner Kirche, die im 13. Jahrhundert gebaut wurde, zu sehen.

 




 

Die Strassen, welche wir fahren sind so eng, dass Barbara trotz Ruth's souveräner Fahrweise immer wieder mal tief einatmen und seufzen muss: "Langsamer, bitte", weil der Gegenverkehr trotz erschreckender Enge sehr zügig entgegen kommt.

So kommen wir nach Hartland-Quai, direkt tief unten beim Meer in den Klippen, wo wir uns auf Nachfrage beim Wirt des Pubs für eine Nacht auf den Parkplatz stellen dürfen.




 

25. Juni

Kurz nach unserer Wegfahrt steil den Berg hinan, so dass einem hätte Angst werden können, hielten wir auch schon wieder an und besuchten die Kirche von Stoke, die St. Nectan's Church. Der 39 m hohe Kirchturm fällt schon von weitem auf. Bereits die Seefahrer haben diesen früher bei klarem Wetter als Navigationspunkt benutzt.

 



 

 

 

 

In ganz England sind die Strassen oft von Hecken gesäumt, was recht ärgerlich ist, weil damit die Sicht ins Land verdeckt wird. Das ärgert vor allem Barbara, weil sie, da Ruth die ganze Strecke fährt, ohne Aussicht zeitweilig eine langweilige Fahrt hat, abgesehen von den vielen sehr engen und kurvigen Strassen, wo einer der sich kreuzenden Fahrer ausweichen muss. Da gibt es immer wieder mal Schweissausbrüche.

 

 

Wir fuhren weiter nach Arlington Court, einem der wenigen grossen Countryhouses der Grafschaften Devon und Cornwall. Das neoklassizistische Haus gehörte zum Landbesitz der Familie Chichester, die hier seit 500 Jahren ansässig war. Die letzte Besitzerin starb 1949 und vermachte das Anwesen dem National Trust. Das Haus ist von einem herrlichen Landschaftspark umgeben.

 




 

Noch einmal kamen wir ans Meer, diesmal im Naturschutzgebiet des Exmoors. Dies war eine ganz besonders schöne Fahrt und wir haben hier auch einen ganz besonders schönen Platz mit Sicht aufs Meer gefunden, wo wir übernachten wollen.


 

26. Juni

Wieder ein Sonnenmorgen. Eine Stute mit ihrem Fohlen graste vor unserem WoMo - wir fühlten uns in dieser stillen Idylle fast einzig auf der Welt.

 



 

Der nächste Halt war Selworthy, weg von der engen Mainroad auf eine noch engere Road. Aber der Abstecher lohnte sich. Ein kleines Dörfchen, liebevoll gepflegt die Gärten, die Anlagen, die rietbedeckten Häuser. Von der Kirche aus, mit immerhin einem erstaunlich grossen Friedhof, wohl manche Generation alt, hatten wir eine einmalige Aussicht.

 


 

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Für die Weiterfahrt hatten wir die "grüne Strasse" gewählt, was "landschaftlich schön" bedeutet. Sie war vor allem sehr grün, links und rechts... ohne Aussicht!

Mittlerweilen begann es zu regnen; das zweite Mal, seit wir in England sind; diesmal aber nachhaltig. Nach der ewig grünen Strecke kamen wir auf die Autobahn, die nicht mehr so grün und auch nicht mehr so eng war; aber bei diesem Regen auch nicht entspannter...

 

Endlich kamen wir bei strömendem Regen in Glastonbury an und es galt zunächst einmal, sich einwenig zu erholen, bevor wir uns auf den Weg ins legendenbehaftete Städtchen machten.

Das 8000 Seelen zählende Städtchen ist ein Wallfahrtsort für Christen und Esoteriker jeglicher Couleur.

Die grosse spirituelle Bedeutung war und bleibt unauflösbar mit zwei Mythen verbunden:

Zum Ersten wird überliefert, dass Joseph von Arimathäa, Onkel von Jesus, mit dem Kelch, aus dem Christus mit den Jüngern das letzte Abendmahl getrunken hat - und mit dem Joseph das Blut des gekreuzigten Heilands aufgefangen hätte, - nach Glastonbury gekommen sei, um der Insel das Christentum zu bringen.

Und ausserdem zum Zweiten: hier sollen Mönche im 12. Jahrhundert auf dem alten Friedhofsgelände die Gebeine von Artus, dem sagenumworbenen König der Tafelrunde und seiner Gemahlin Guinvère gefunden haben.

 

Nachdem der Regen einwenig nachliess, machten wir uns auf zu diesem mythosgeschwängerten Ort. Was wir antrafen waren die Ruinen einer ehemaligen Abtei, die von Heinrich dem Vlll. weitgehend zerstört wurden, die aber einen tiefen Frieden ausstrahlten, und wo all die Mythen und Legenden, die dieser Ort in sich trägt, gut vorstellbar sind.

 




 

Das Städtchen selbst war charmant und doch - etwas anders als die bisher besuchten Orte.




27. Juni

In der Nacht hatte es sehr stark geregnet. Am Morgen schonte es.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf, den Tor zu suchen.

Der Tor ist ein 158m hoher Hügel, auf dessen Top ein Turm, der St. Michael Church Tower - die Überreste eines Klosters - steht. Vom Tor, so glaubt man, er sei der Eingang zu Avalon, dem Land der Feen, bzw. das Tor zwischen zwei Welten. Hier sei auch der heilige Gral vergraben gewesen, an dessen Grabort heute eine Quelle sprudelt. Ganz sicher ist dieser Ort ein Kraftort.

Und - dies lässt sich leicht nachvollziehen: mit solchen Mythen behaftet sind Glastonbury und der Tor eine Hochburg für Esoteriker und New Age-Gruppierungen.

 

Eine Gruppe solchgearterter junger Weibsbilder in wallenden Gewändern, die im Mittelpunkt des Turmes schrieen, stampften, rauchten und Sprüche murmelten, hat uns leider unsere Kontemplation verhindert.....

 

 


 

Weiter fuhren wir dann nach Wells. Wir spazierten durch das Städtchen, um die grossartige gotische Kathedrale zu besuchen. Die im 13. Jahrhundert gebaute Kathedrale ist weit über die Grenzen Englands bekannt, auch wegen ihrer elegant geschwungenen Scherenbögen in der Vierung.

 

 




 

 

 

 

 

 

Auch die scheinbar himmelwärts strebende Treppe mit ihren ausgetretenen Stufen, die zum Kapitelraum - dem Versammlungsort der Mönche - führt, fasziniert.

 



 

Nördlich der Kirche sehen wir Vicar's Close, die erste Reihenhaussiedlung der Welt. Die Planung der Siedlung mit ihren 42 Häusern stammt aus dem 14. Jahrhundert, gebaut für die Lehrer der Domschule, die - 909 gegründet - zu den ältesten der Welt zählt.

 


 

Weiter ging es dann nach Bath, wo wir auf dem nahen Campingplatz zwei Nächte bleiben wollen.

 

 

28. Juni

Von Bath gibt es bloss 8 Dinge zu sagen:

1 Der Campinplatz war schmuddelig um nicht zu sagen saudreckig, weitgehend auch seine Gäste.

2 Es regnete.

3 Die Fahrt in einem uralten, schmutzigen Bus führte durch, freundlich gesagt, ungepflegte Quartiere.

4 Das Zentrum von Bath kam uns als menschen-überfüllte Einkaufstrasse mit H&M, x Telefonshops, x Kleiderläden etc, etc entgegen...

5 Die römischen Bäder empfanden wir als sehr klassizistisch und nicht so römisch, wie wir dies von Rom her kennen; ausserdem waren sie schon geschlossen.

6 Die zwei architektonischen Highlights - der Circus und The Royal Crescent waren beeindruckend, aber fürchtlich stier, ohne ein einziges Pflänzlein vor dem Eingang, wo sonst doch England "grünt und blüht"...

7 Auch die Abbey war um 18h schon geschlossen. Der Herrgott über dem gewaltigen Tor schaute streng zu uns Sterblichen nieder. (Offensichtlich hatten wir uns zu spät auf den Weg gemacht.)

8 Die Krönung war dann, dass wir uns auf ein feines Nachtessen wieder einmal in einem Restaurant gefreut hatten, dass wir bei gewiss 20 solchigen Etablissements anklopften, aber dass wir überall mit "so very sorry" abgelehnt wurden, weil Hunde nicht erlaubt waren.

Die Stimmung vor allem bei Barbara sank unter den Gefrierpunkt... Schlussendlich fanden wir dann doch noch ein Lokal, wo es zwar sehr laut, das Essen aber gut war.

 

Das war Bath......!





 

29. Juni

Der Abschied von Bath fiel nicht schwer - es regnete auch nicht mehr.

 

Auf dem Weg nach Avebury entdeckten wir plötzlich eines der weissen Pferde von Wiltshire, welche man in dieser Gegend fünfmal in der Landschaft - im 19. Jh. in Kreidestein geritzt - vorfinden kann.


 

In Avebury finden sich grossartige Steinkreise, die man auch noch ohne Abgrenzungen begehen kann. Eingebettet in die Natur mit Schafweiden, Feldern und fast bis in die Ortschaft hinein kommen uns diese Steinmale sehr unmittelbar entgegen, als Zeichen der Mystik, ins Leben eingebettet.





 

Wen wundert's dass wir bei der Wegfahrt von Avebury gleich auch noch einem ganz wirklichen "sicht- und spürbaren" Kornkreis begegneten. Aufmerksam geworden durch parkierende Autos am Strassenrand, erkennen wir IHN - wie damals den Grizzly im Yellowstone-Park... - etwas, das nur ganz selten gesehen werden darf...

Wir machten uns auf den Weg und konnten hineingehen, durchs Korn in die Mitte des Kreises.

Die Sicht ist zwar nicht dieselbe, wie auf den Bildern von Kornkreisen aus der Luft, aber wir konnten die Geometrie doch erkennen und sahen unweit noch einen zweiten, kleineren Kornkreis. Dass dies aus der Ferne betrachtet ein grossartiges Bild ist, konnten wir nur erahnen.




 

So viele Kraftorte verhalfen uns wohl, einen herrlichen Campingplatz mit Sicht auf ein Feld voller Hasen, die vor unseren Augen grasen, hoppeln und sich jagen, zu finden. Unsere Nationalmannschaft in Brasilien könnte uns heute nicht mehr begeistern als die Sicht auf diese putzigen Tierchen. Nur Kyra leidet, weil sie nicht mitrennen, bzw. -jagen kann.

 

30. Juni

Wir haben es gemütlich genommen und sind im späteren Vormittag in die Cotswolds gefahren.

 

Sebastian, der uns in Pevensey soviele gute Ratschläge gegeben hatte, sagte von den Cotswolds: "it's nothing - but it's everything" (es ist nichts - aber es ist alles).

 

Die aus dem honiggelben Cotswoldstone erbauten Häuser - in eine sanft geschwungene Wald- und Weidelandschaft eingebettet - prägen diese Gegend. Enorm viele Cotswoldschafe sorgten bereits im Mittelalter für Wohlstand. Dieser Reichtum lässt sich heute noch anhand von prächtigen Herrenhäusern erkennen.


 

Zunächst haben wir noch Cirencester angeschaut mit einigen schönen alten Häusern. Die Aussicht dann aus dem Auto war ähnlich wie immer: beidseitig der Strasse Hecken. Immer wieder einmal gab es aber Durchblicke auf liebliche Wiesen, Felder und Wälder in hügeligem Gelände.

 

Der erste Halt war in Bourton-on-the-Water, einer kleinen Ortschaft, sehr touristisch, die uns beide nicht sehr begeistern konnte.



 

Weiter fuhren wir nach Stow-on-the-Wold. Dies ist eine grössere Ortschaft  mit schönen alten Häusern. Hier haben wir in einem herrlichen Kaffeehaus aus dem 17. Jahrhundert einen kleinen Lunch eingenommen und mit dem bis jetzt besten Kaffee Englands abgeschlossen.



 

Am meisten begeisterte uns das hübsche Broadway. In einem sehr gepflegten "Gemischtwarenladen" mit frischer Gemüse- und Früchteauslage und mancherlei Spezereien, deckten wir uns mit neuen Vorräten ein. (Dies wäre ein Spezereiladen, wie wir ihn in Benglen gebrauchen könnten - freundlich und schön geführt!)





 

Eigentlich wollten wir heute bis Stratford-upon-Avon fahren. Aber: wir konnten das liebliche Cotswold noch nicht verlassen und fanden mit einigem Glück einen Campingplatz auf einer Farm in Moreton-in-Marsh.

 

1. Juli

Vor der Weiterfahrt machten wir einen Besuch auf dem Markt - keineswegs einem Gemüsemarkt, sondern einem Markt mit Dingen, die man unbedingt für Küche, Werkstatt und zum Putzen braucht...

Auch die Marktschreier fehlten nicht, und Barbara konnte nicht widerstehen, das Beste aller Raffelgeräte, die es vor dem Mond und hinter dem Mond gibt, zu kaufen.



 

Mit dieser Errungenschaft im "Stauraum" unseres WoMo's fuhren wir weiter; durch reizende Dörfer und durch eine liebliche Landschaft. Diesmal konnte Barbara es geniessen - hier gab es viel weniger Hecken am Strassenrand als sonst.

 


 

In einem der hübschen Dörfchen, in Burford, machten wir noch einmal Halt und bewunderten aus der Nähe die schönen Häuser aus dem 16. Jahrhundert.





 

Am Abend kamen wir auf einen schönen Campingplatz am Fluss Avon gelegen ganz nahe von Stratford-upon-Avon, der Shakespeare-Stadt, welche wir morgen besichtigen wollen.

 

(Wir haben im schönen Restaurant mit Aussicht auf den Fluss nicht die Landschaft genossen, sondern starr in den TV "geglotzt" fürs leider letzte Spiel der Schweizer in Brasilien. Aber gekämpft haben sie gegen Argentinien, wie die Löwen!)

 

 

 2. Juli


 

 

 

 

 

Ruth hatte Kopfweh und musste einwenig liegen. Die Zeit nutzte Barbara, um wieder einmal Brot zu backen.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Später wollte auch Kyra wieder einmal gepflegt werden.

 

 

 

 

Nach einem kleinen Mittagessen fuhren wir mit dem Rivertaxi auf dem Avon durch eine wunderschöne Flusslandschaft nach Stratford-upon-Avon.



 

Hier stürzten wir uns ins Gewühl der vielen Touristen und noch mehr Schulklassen und bewunderten die vielen alten Häuser und die schönen Strassen.




 

Hatten wir einmal geschrieben, dass England wunderbar konservativ und ohne schreiende Konsumplakate sei? Manchmal staunt man einfach: die wunderschönsten Gebäude waren mit grellen Plakaten verunstaltet.


 

Das Geburtshaus von Shakespeare haben wir von der Strassenseite her fotographiert. Hinein zu gehen war uns der Preis von £40 (Fr. 60) für das Kulturereignis nicht wert...


 

Tönt dies alles vielleicht einwenig negativ? Nein, wir haben's genossen dieses hübsche Städtchen zu sehen, ob mit oder ohne Shakespeare. Der war hier ohnehin allgegenwärtig!

 

Und dann gibt es auch noch ein paar liebe, kleine und zum Schmunzeln anregende Kuriositäten. Dazu lassen wir die Bilder sprechen.............





 

 

 

 

 

 

 

3. Juli

Es ist ein unangenehmes Gefühl, wenn man am "frühen" Morgen (8.30h) aufsteht, den Mund spülen möchte, und aus dem Hahnen kommt kein Tropfen Wasser. Noch unangenehmer ist es, wenn man den Wasserstand und alle Sicherungen kontrolliert hat, die Zähne putzen möchte und immer noch kein Wasser kommt. Dasselbe beim Tee kochen, beim Abwaschen - alles muss extern erledigt werden, zum Glück ist man auf einem Campingplatz und Wasser ist vorhanden. Auch fliessend. Ausser in unserem Camper.

Langer Rede kurzer Sinn: das heutige Reiseprogamm war, einen "Camper Repair" zu finden, der unsere Wasserpumpe entweder flicken oder ersetzen kann. Letzteres war der Fall. Und zwischendurch sank die Moral so tief, dass wir daran dachten, das hübsche Cambridge liegen zu lassen und direkt Harwich anzupeilen - vor allem als im Pub, wo wir in der Wartezeit ein Sandwich essen wollten, schroff abgewiesen wurden: "no dog"...

 

Jetzt stehen wir an einem lauen Sommerabend mit klarem Himmel und der Mondsichel über uns auf dem schönen Campingplatz von Cambridge. Morgen werden wir wissen, ob das Universitätsstädtchen wirklich hübsch ist. - Und falls nicht: der friedliche Abend hier mit "Schinkenhörnli mit Parmesan überbacken" war den Zwischenhalt wert. Mehr werden wir morgen wissen.


 

4. Juli

Das Universitätsstädtchen ist hübsch. Und es ist kein Universitätsstädtchen, sondern eine Universitätsstadt:

Die britische University of Cambridge wurde im Jahr 1209 gegründet. Die Universität besteht aus 31 Colleges.

Davon hier unten eine kleine Auswahl.....

 

Bildergalerie = auf erste Bild klicken

Das offizielle Gründungsjahr des ersten Colleges, Peterhouse, war 1284.

 

Wir fuhren mit den Velos die 3 1/2 Meilen in die Stadt, eng auf der verkehrsreichen Mainroad, und Kyra neben uns machte ihre Sache hervorragend. - "Parkieren" wollten wir unsere Fahrräder ausgerechnet im obengenannten ältesten College. Hier konnten wir aber nicht lange verweilen: der Hund war auf diesem Gelände nicht erlaubt - auch nicht for five minutes. Und unsere Velos waren hier erst recht nicht erlaubt, only for students. Also zogen wir kleinlaut wieder ab und parkierten um die nächste Strassenecke.

 

Zu Fuss ging's weiter ins Stadtzentrum, und hier wurden wir schon bald einmal von einer der rund 18'300 StudentInnen angesprochen, ob wir Lust auf eine Stocherkahnfahrt hätten. Zum Glück hatten wir davon in unserem Reiseführer gelesen und hatten somit Lust.

Die gut 3/4-stündige Fahrt in einem Kahn mit einem Stoker - Stecher, der das Boot mit einer langen Stange "vorwärts stach".....

 



 

 

 

 

 

....und von den verschiedenen Colleges, die wir im vorbei gleiten bewunderten, war nicht nur informativ, sondern auch eine Stadtführung sehr besonderer Art.




 

Zurück schlenderten wir durch die ehrwürdigen Strässchen und lauschten dabei Musik verschiedenster Couleur.

 




 

 

 

Doch, Cambridge war eine Reise (einen Aufenthalt) wert. Schliesslich hatten hier auch The Royals studiert.

 

5. Juli

Am letzten Morgen werden wir mit dem gemütlichen Poppern aufs Dach geweckt, bei dem man sich am liebsten nochmals in die Federn kuschelt, welches wir aber zum Glück auf dieser Reise kaum mehr als 4x gehört haben. Aber: wir mussten uns auf den Weg machen, auf die letzte Fahrt in England von Cambridge nach Harwich, von wo wir morgen Sonntag nach Hoek van Holland verschiffen wollten. Die Fahrt war noch einmal richtig englisch, nicht über die Autobahn, was Kyra und Barbara nicht mögen, sondern auf kleineren Strassen durch hübsche Dörfer. Noch einkaufen in einem Gartencenter: Rasensamen und -Dünger. Einwenig neidisch hatten wir die dichten, kräftigen Wiesen, denen auch das Gewicht eines Campers, die Abdrücke eines Zeltes nichts anhaben konnten, angeschaut. Nun hoffen wir, dass auch unser Rasen in solchem Grün erstrahlen wird.

Gegen 4 Uhr kamen wir auf dem Hafen von Harwich an und stellten uns ins vorderste Glied einer noch nicht existierenden Reihe. Jetzt mussten wir warten bis das Büro öffnete und hatten in dieser Zeit genügend Musse uns zu überlegen, ob wir nicht vielleicht doch schon heute verschiffen wollten. Es blieb auch noch die Gelegenheit in einem Imbiss-Shop Fish and Chips zu besorgen - zum ersten, letzten und einzigen Mal auf dieser Reise...

Und jetzt sind wir auf der Fähre, haben eine Kabine mit Meersicht und schauen im Foyer... (das Spiel Holland - Costa Rica)

Einzig, dass wir Kyra entweder in einem Kennel oder im WoMo lassen mussten, fiel uns gewiss viel schwerer als dem Hund, der mit Rescuetropfen versehen wurde. Sie schläft jetzt (hoffentlich) in ihrem Nest in gewohnter Umgebung in der Garage der Fähre.



Unser Schiff wartet auf seine Fracht..............

und wir auf's Verladen - noch hinter dem Zaun.

 

 

 

 

 

Bei Sonnenuntergang ist es dann soweit....


 

 

 

 

 

..... und nach 8 Stunden Fahrt durch die Nacht erreichen wir um 07.45 h anderntags Hoek van Holland.

 

 

 

 

 

Und damit ist unsere wunderschöne Englandreise zu Ende. Wir sind dankbar, dass wir auf der ganzen Reise von ca. 3000 km keine grösseren Probleme und vor allem keinen Unfall hatten.