von Norden nach Süden

 

 

3.3.

Gegen Mittag fahren wir bei Schneegestöber in Benglen los. Bis Splügen ist es um Winterlandschaften allerdings schlecht bestellt. Nach dem Sankt Bernardino sieht es dann anders aus: eine sonnige, tiefverschneite Landschaft, ab und zu ein Langläufer im leuchtenden Weiss. Doch bald wechselt das Bild - gegen Ende des Misox wird es frühlingshaft: Kühe und Schafe weiden und Pferde vergnügen sich auf den Koppeln.

Jetzt stehen wir im Tessin, unweit von Lugano und freuen uns darauf, morgen die Grenze nach Italien "zu überfahren".

4.3.
Die Grenze haben wir heute weder überfahren noch überschritten. Ruth hat grausames Kopfweh, welches sich zur Migräne auswächst und sie bis gegen Abend ins Bett legt.
Barbara zeigt unterdessen Kyra Lugano, was letztere enorm spannend findet - vor allem alle Kleidergeschäfte, wo Barbara (erfolglos) unbedingt hinein gehen muss - und, als Superplausch, das Rolltreppenfahren im Manor.
Wir haben's alle überstanden und hoffen auf bessere Zeiten.


Als Ruth wieder aufersteht, fühlt sie sich auf dem mehrheitlich leeren Campingplatz recht einsam. Und auch die Enten kümmern sich nicht um sie, sondern sind mit sich selbst beschãftigt.

 

5.3
Mitten in der Nacht erwachen wir: wie eine Dusche braust der Regen aufs Dach. Ba überlegt sich, wie sie es wohl bewerkstelligen könnte, am Morgen einigermassen trockenen Fusses die Gummistiefel aus dem Kasten des Aussenschrankes für den Hundespaziergang herauszunehmen. Siehe da: am Morgen, als sie erwacht ist alles still -  Landschaft und WoMo sind tief verschneit...
Und auch sonst ist Ruhe: der Campingplatz liegt neben dem Flugplatz Agno und kein einziges Flugzeug startet oder landet an diesem Morgen.

 

Da wir ja mit Winterpneus gut ausgerüstet sind, ist es für uns kein Problem loszufahren. So meinen wir.... Schon beim Wegfahren spulen die Räder. Und als wir gar gegen Lugano hinauf fahren müssen - wir haben die Strasse gegen Morcote verpasst - kommen wir nur noch zentimeterweise voran, bis wir endgültig stehen bleiben und als Verkehrshindernis keine sehr gute Falle machen. Eine Tessinerfamilie mit einem Hyundai 4x4 erbarmt sich unser und zieht uns bis zum nächsten Kreisel bergauf. Von hier fahren wir langsam, langsam Richtung Kreuzung nach Morcote zurück, wo die Strasse keine grossen Steigungen mehr aufweist.
Die verschneite Strasse dem See entlang sieht merkwürdig aus, die vertäuten Schiffe am Ufer melancholisch.

 

Aber die Fahrt (27km/h) geht gut: vor uns fährt ein grosses Räumungsfahrzeug bis Melide. 

 

Auf der Autobahn geniessen wir's, mit immerhin 60km/h voranzukommen. Das Schneetreiben wandelt sich allmählich in sintflutartige Regenfälle. Vor Chiasso hat es trotz Wochenende keine Kolonne  - so locker sind wir noch nie über die Grenze gefahren!
Nach Lecco lässt der Regen einwenig nach. Wir fahren bis Bergamo.

 

6. 3.
Die Zeit von Schnee und Regen ist vorbei, Es ist herbstlich neblig und gerade mal 4 Grad.
Nach dem Frühstück ziehen wir los mit Tram und Bus zur Citta Alta. Durch ein Tor in der Stadtmauer und gesäumt von herrschaftlichen Häusern steigen wir die engen Gassen hinauf bis zur Piazza Vecchia.

Die Basilica Santa Maria Maggiore beeindruckt mit ihrer Vielfalt an verschiedenen Stilelementen und Reliefen. Ins Innere können wir leider nicht weit vordringen, weil gerade eine Messe gelesen wird. Aber die Reichhaltigkeit der Gemälde von Tiepolo und Bellini sind überwältigend.

 

In einem sehr authentischen Caffè essen wir eine Kleinigkeit und wärmen uns einwenig auf. 

 

Zurück zum Campingplatz gehen wir zu Fuss und steigen für die letzten drei Haltestellen nochmals ins Tram.
Schnell sind wir bereit für die Weiterfahrt nach Cremona, welches wir nach einem Umweg durch Felder und kleine Dörfer und vorbei an riesigen Bauernhöfen am späteren Nachmittag erreichen.

 

7. 3.
Am frühen Morgen erwachen wir von den Putzmaschinen, welche den Parkplatz, auf welchem wir stehen, reinigen.
Vom Frühstückstisch aus beobachten wir einen Mann, der die ankommenden Autos sehr vehement einweist; es gibt Fahrer, welche ihm folgen, andere, die sich nicht um ihn kümmern. Wenige geben ihm eine Münze. Ja, wenn man arbeitslos ist, dann ist es klüger, für sich selber einen Job zu erfinden - einen, wo man sogar einwenig Autorität ausströmt - als zu Hause auf bessere Zeiten zu warten!


Wir suchen den Weg in die Stadt und besichtigen den Dom, der nicht minder prächtig ist, als jener von Bergamo.

 

Leider sind am Montag alle Museen geschlossen; wir hätten gerne das Stradivari-Museum angeschaut, denn Cremona ist die Stadt der berühmtesten Geigenbauer: Stradivari, Amati, Guarneri. Einige Geigenbauerateliers sehen wir von aussen - auch hier wird heute nicht gearbeitet.

 

Unterwegs nach Modena machen wir einen Abstecher nach Roncole, wo Giuseppe Verdi geboren ist. Wir fotografieren ausgiebig sein Geburtshaus und die Kirche, wo er getauft wurde.

 

 

Hier essen wir ein kleines z'Mittägli: einwenig Brot und Käse.
Obwohl wir nicht Autobahn fahren, ist die Landschaft zwischen Parma und Modena wenig reizvoll, dafür sehr industriell.
Auch der Campingplatz, der hier geöffnet hat, hat wenig Charme: er liegt neben grossen Autostrassen und mitten in der Industrie. Aber wir brauchen ihn, um wieder mal den "Service" machen zu können: Grauwasser und WC entleeren und frisches Wasser auffüllen.

 

8.3.
Geplant ist eine Stadtbesichtigung von Modena und dann die Weiterfahrt nach Lucca. Beides fällt buchstäblich ins Wasser: es klopft traulich und sehr nachhaltig aufs Dach - ein schönes Geräusch, solange man im Bett liegt ;).

Den Stadtbesuch streichen wir; nach einem kurzen Hundespaziergang ist man schon durchnässt. Leider müssen wir auch auf Lucca verzichten: die Fahrt führt durch den Apennin und dort schneit's. Das haben wir schon gehabt und brauchen keine Wiederholung! Auch zum Bleiben verlockt nichts, so beschliessen wir, nach Bologna weiterzufahren. Hier hat es in ruhiger Lage und umgeben von Wiesen einen komfortablen Campingplatz, der geöffnet ist.
In Bologna angekommen verbringen wir den Nachmittag lesend, schlafend und spielend in unserem "Haus" und hoffen für den morgigen Tag auf ein geräuschloses Erwachen, d.h. kein Regen......

 

9.3
Ein Tag zum Ausschlafen und gemütlich zu frühstücken. Denn das Klima ist weiterhin feucht und kalt.
Trotzdem fahren wir mit dem Bus, der direkt auf dem Campingplatz hält, nach Bologna.

 

 

Zuerst einmal erledigen wir das "Geschäftliche":  wir brauchen eine Karte für unseren mobilen Hotspot, damit wir nicht mehr auf schwaches WLAN auf den Campingplätzen angewiesen sind. Dann braucht Ba's Swatch eine neue Batterie.

Jetzt haben wir Zeit, die Augen zu öffnen für die Schönheiten von Bologna, die wirklich beieindruckend sind. Die Piazza Nettuno und die anschliessende Piazza Maggiore mit der riesigen Kirche San Petronio sind überwältigend.

 

Allerdings lange verweilen mögen wir nicht: es zieht uns in ein Kaffee, damit wir uns wieder einwenig aufwärmen können. Der anschliessende Besuch in der Kirche ist eher ernüchternd.

 

Einen Spaziergang machen wir noch durch die Marktgasse mit ihren schönen Gemüseauslagen und den pittoresken Geschäften, wo wir einige Lebensmittel einkaufen. Und dann zieht's uns zurück ins warme Refugium, wo wir uns auf einen gemütlichen Abend freuen.

10.3.
Beim Erwachen ist der Himmel hell!
Nach "grossem Service"  (Wasser, Toilette) machen wir uns auf den Weg: von Bologna nach Lucca auf der Landstrasse.
Die Route ist pittoresk, die Strassen oft eng, kurvenreich und in ähnlichem Zustand wie in Marokko. Ru fährt ruhig und sicher ohne Pause durch. Ganz gegen das Ende der Fahrt kommen wir durch den Kurort Bagni di Lucca und passieren den Ponte del Diavolo aus dem 11. Jh., der sich dramatisch über den Fiume Sercio spannt.

 

Der erste und als sehr komfortabel beschriebene Stellplatz ist leider noch nicht geöffnet. Aber der Parkplatz ohne Komfort liegt sehr bequem nahe der Altstadt.
Der Besuch von Lucca lohnt sich. Danke Marco, dass du uns diesen Tipp gegeben hast.

Wir besuchen die Piazza San Michele mit der grossen Kirche. Hier befand sich einst das römische Forum, und auch heute markiert der Platz mit seinen mittelalterlichen Kaufmannshäusern das Zentrum der Stadt.

 

Dann spazieren wir weiter zur Piazza Anfiteatro, einem kreisförmigen Platz, der durch seinen Charme begeistert. Zum Glück sind wir, abgesehen von einigen Schulklassen, die einzigen Besucher. Im Sommer möchten wir nicht hier sein!

 

Nach einem feinen z'Nacht in einer typischen Osteria (Ru isst 'Tripes alla Luccanese') suchen wir den Rückweg durch die Gassen mit ihren schönen Schaufenstern.

 

11.3.
Noch einmal gehen wir zurück in die Stadt. Ein Spaziergang auf der Stadtmauer steht noch an. Die Aussicht auf die Stadt ist nicht spektakulär, aber Kyra geniesst es, endlich wieder einmal ausgiebig frei laufen zu können.

 

Und wir können nicht widerstehen, noch einmal in die Gassen hinunter zu gehen, zurück auf die Piazza Anfiteatro und dort in einem Caffee in der Sonne(!) einen Capuccino zu trinken. 

 

Der Rückweg durch immer wieder unbekannte Gassen, die locken, zieht sich. Später als gedacht, machen wir uns auf den Weg gegen San Gimignano und Siena.
Obwohl Ru eine Route ohne "Maut" eingegeben hat, führt uns "Tom" (unser Navi) auf die Autobahn. Sobald als möglich und sinnvoll verlassen wir diese und fahren durch wunderbare toskanische Landschaften, mit Hügeln, Landwirtschaft und herrschaftlichen Gutshöfen erstmals bis San Gimignano.

 

Von den im Mittelalter 72 (!) Türmen stehen heute immerhin noch deren 15 - und alle sind sie fotogen! Das Städtchen begeistert mit seinen engen Gassen und seinen geschwungenen Durchgängen - und eben - seinen vielen Türmen.

 
Wir freuen uns auch an der frühlingshaften Vegetation: Magnolien blühen, Obstbäume und Mimosen, Camelien und Zitrusbäume.
Nach 18h kommen wir auf dem komfortablen Platz in Siena an.

 

12.3.
Den Morgen nehmen wir gemütlich: obwohl erst Samstag haben wir "Sonntagsprogramm".
Im frühen Nachmittag fahren wir mit dem Bus nach Siena.
Die Stadt ist überwältigend: fast jedes zweite Haus gleicht einer Burg - mächtig gross, ein riesiges Tor mit einem schweren, wunderbar verzierten Türklopfer, Zinnen und eiserne Beschläge an den Mauern. Es fällt nicht schwer, sich hier ins Mittelalter zurück zu versetzen und sich das Geräusch von Pferdehufen vorzustellen, auch Ritter, Knappen und Fussvolk.

Wir kommen  zur Piazza del Campo, wieder ein Rundplatz mit dem eindrucksvollen "Palazzo Pubblico" und dem hohen, schlanken "Torre de Mangia". Wir schauen auf den riesigen Platz, wo auch jetzt bei kaltem Wind sich viele Menschen tummeln, und sind froh, dass noch nicht die grosse Touristensaison ist! Anfang Juli und Mitte August verwandelt sich der Platz in eine Arena, wo die berühmten Pferderennen stattfinden. Bis zu 50'000 Zuschauer beobachten dieses Spektakel.

Weiter gehen wir zum Dom Santa Maria Assunta, einem der schönsten Kirchenbauten Italiens. Auf unseren Reisen besuchen wir gern und oft Kirchen, und schon viele grossartige Sakralbauten haben uns begeistert. Was wir hier antreffen übertrifft punkto Reichhaltigkeit an Kunst und Verzierung Vieles, was wir schon gesehen haben.

Natürlich drängt es uns, dieses Bauwerk auch von innen zu bewundern. Wie immer bei sakralen Gebäuden, müssen wir diese gestaffelt besuchen, d.h. während Ba besucht, wartet Ru mit Ky(ra) draussen - und umgekehrt.

 

Auf dem Foto sieht man nicht einen Mönch, auch keinen Bettler, sondern zwei frierende Gestalten: Ba und Ky auf Ru wartend.....

Der Wind bläst wirklich sehr kalt, und wir sind froh, als wir wieder in unsere warme Behausung zurück kommen.

 

13.3.
Auf dem Campingplatz erhalten wir eine Karte der ganzen Region Siena. Dank dieser Karte können wir die landschaftlich schönste Route bis Montepulciano zusammenstellen. "Mehr Toskana" hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können!
Sanft geschwungene Hügel in einem satten Grün, das - wenn es nicht so schön wäre - fast als kitschig bezeichnet werden könnte: auf vielen dieser Hügel ein herrschaftliches Gut, der Weg dahin von Zypressen gesäumt.
Beim Fahren fühlt man sich, als würde man durch ein Bilderbuch blättern, welches ein Bild in hundert verschiedenen Variationen zeigt - traumhaft schön und immer wieder neu begeisternd.

 

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Dann aber begegnen wir auf grösseren Erhebungen Ortschaften, die gleich einem Adlerhorst den Hügel krönen: wehrhaft und uneinnehmbar.
Wir kommen vorbei an: der Città del Tartufo bianco, der Città del Olio, der Città della Terracotta.

 

So erreichen wir Montepulciano, der Città del Vino, wo wir selbstverständlich einen Halt machen müssen. Ein eisiger Wind bläst uns hier entgegen und als erstes besuchen wir ein Restaurant, ganz im italienischen Jugendstil mit einer wunderbaren Aussicht ins Land. Die Teigwaren und das Fleischplättchen, dazu ein Glas 'Rosso nobile di Montepulciano' passen.

 

Zu unserer Schande sei's gestanden, dass wir es nicht bis zur 'Piazza Grande' und auch nicht bis zum 'Palazzo Contucci' schaffen: zur Siestazeit ist das Städtchen wie ausgestorben und --- der Wind!

 

Entgegen unserer Gewohnheit nur über Landstrassen zu fahren nehmen wir die Autostrada, weil der Himmel mittlerweilen sehr verhangen ist und weil wir heute noch Assisi erreichen möchten.

 

14.3.
In gut 20 Minuten erreichen wir vom schön gelegenen Campingplatz die Stadtmauern von Assisi.

 

Durch Gassen und Gässlein, mit schönen Pflanzen geschmückt oder auch nicht, jedenfalls ausserordentlich malerisch, erreichen wir die Basilica San Francesco.

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Assisi lebt vom Andenken an den Heiligen Franziskus, der als Sohn eines reichen Kaufmannes 1182 in Assisi geboren ist und im Alter von 20 Jahren mit dem Vater und dem grossbürgerlichen Leben gebrochen hat, um fortan in völliger Armut und Bescheidenheit zu leben, den Menschen zu helfen und sie Achtung und Liebe zu lehren für alle Geschöpfe dieser Welt. Dank seiner vielen Anhänger wurde er zum Begründer des Franziskanerordens.


Die Basilica wurde als Grabeskirche des beliebten Heiligen gebaut und besteht aus zwei übereinandergebauten Kirchen. Zuerst besuchen wir die Unterkirche mit der Krypta und den Gräbern von Franziskus und einigen seiner Begleiter, ein wundererschöner Kirchenbau, der aber bald schon für die vielen Pilgerreisenden zu klein wurde. So wurde kurzerhand eine zweite Kirche über die erste gebaut, die Oberkirche. Hier bewundern wir die grossartigen Wandgemälde von Giotto, die das Leben von Francesco darstellen. Wir haben das Glück, dass wir sehr früh im Jahr hier sind und es somit noch kaum Touristen hat. So können wir an diesem Ort eine wunderbare Ruhe spüren. Gut eine Stunde lang verweilen wir hier und können uns kaum satt sehen an den wunderbaren Gemälden und Freski.

 

Nun aber ist es Zeit, für ein kleines z'Mittägli und dann machen wir uns auf den Weg zur Kirche der heiligen Chiara. 

 

Diese Kirche ist wesentlich schlichter als die grossartige Basilica, aber in ihrer Art auch sehr eindrücklich. Auch hier besuchen wir die Krypta. Hier befindet sich das Grab der Heiligen, die Begründerin des Klarissinnenordens war und zur gleichen Zeit lebte wie Franziskus.

In dieser Kirche hängt das Kruzifix, welches einstmals das Kirchlein St. Damiano schmückte, von welchem der Legende nach Francesco den Auftrag erhielt, die Kirche eigenhändig zu restaurieren.

 

Vom Platz dieser Kirche, hat man eine wunderbare Sicht ins weite Land.

 

 

Jetzt ist es Zeit uns auf den Rückweg zu machen. Wieder bläst uns ein eisiger Wind entgegen.
Zurück auf dem Campingplatz begrüssen uns zwei langohrige Gestalten neben unserem WoMo.

 

Zu Nacht essen wir wie schon gestern Abend im Restaurant des Platzes, einem Lokal mit rauchgeschwärzten Gewölbe, wo man wunderbare Hausmannskost direkt vom Grill und aus der Pfanne aufgetischt bekommt, dazu ein Karaffe guten Weines.

 

15.3.
Auf der Strasse in die umbrische Ebene kommen wir bei der kleinen Kirche San Damiano vorbei. Natürlich halten wir hier an, denn dieses Kirchlein ist ein Muss.


Als San Franziskus sich entschlossen hatte auf Wohlstand zu verzichten und in Zukunft gottesfürchtig zu leben, hatte er in der fast zerfallenen Kirche San Damiano von Christus den Auftrag bekommen, seine Kirche neu aufzubauen. Dies hat er dann getan - mit seiner Hände Arbeit. So steht San Damiano noch als lebendiges Zeichen der Erinnerung an den jungen Francesco.

 

In der Ebene dann, machen wir uns auf die Suche nach dem Weg zur 'Basilica Santa Maria degli Angeli'. An diesem Ort hatte Franziskus oft die kleine Kapelle Portiuncola besucht, zur Ruhe und zur Meditation.


Diese kleine Kapelle steht heute - statt wie einstmals in Mitten der Natur - unter der riesigen Kuppel eines Baus katholischen Grössenwahns, der oben genannten Basilica.

 

 

 

 

 

Weiter geht jetzt der Weg nach Orvieto. Wir haben Mühe, das Tom Tom (kurz genannt Tom) davon zu überzeugen, dass wir nicht auf der Autobahn, sondern auf der grün (landschaftlich schön) gekennzeichneten Strasse fahren wollen. Aber diese Bemühung lohnt sich! Auf der 'Strada del Vino' und der 'Strada d'Olio' fahren wir durch eine wunderschöne, recht gebirgige Landschaft.


In Orvieto stellen wir uns auf den gut eingerichteten Stellplatz Nähe des Bahnhofs und fahren mit dem Funicolare hinauf nach Orvieto. Die Stadt liegt auf einem mächtigen, 200 Meter über das Tal aufragenden Sockel aus Tuffstein und war einst eine der bedeutendsten Stätten der Etruskischen Kultur.

 

Hier besuchen wir den Dom, der in seinem äusseren Erscheinungsbild, den farbenprächtigen Mosaiken der Fassade, erst im 19. Jh. fertiggestellt wurde. 

 

Die grösste Sehenswürdigkeit aber finden wir im Innern: die 'Capella della Madonna San Brizio'. Hier finden wir Fresken, die zu den eindrucksvollsten der Kunstgeschiche gehören.

 

Wir schlendern durch die Gassen.....

 

 

.....kommen zu einem wunderschönen Aussichtspunkt....

 

.....und finden dann ein kleines, sehr typisches Lokal, wo wir hausgemachte Spaghetti essen.


Auch dies war wieder ein sehr reicher Tag an vielen Eindrücken.


So langsam freuen wir uns darauf, einmal anzukommen und einwenig verweilen zu können, was in Sorrento vorgesehen ist. Hiervon trennen uns aber noch ein paar 100 Kilometer.

 

16.3.
Obwohl unser Stellplatz zwischen einer Schnellbahn und einer gewöhnlichen Eisenbahn steht, haben wir erstaunlich gut geschlafen.
Recht früh sind wir bereit für die Weiterfahrt. Das Ziel ist der Wasserfall von Marmore.


Wiederum durch eine der besonders schönen Gegend unterwegs kommen wir nach Todi, von dem wir auf der Karte sehen, dass es empfohlen ist zur Besichtigung.

Mit einem sehr speziellen Lift fahren wir vom Parkplatz zur Altstadt hinauf, was uns einige Höhenmeter zu Fuss erspart. 

 

Und es lohnt sich wirklich: auf einem Hügel gelegen ist das Städchen, welches zur Etruskerzeit erstmals erwähnt wird, wirklich sehenswert.

 

Und - wie könnte es anders sein: das Städtchen zeigt sich mit einer sehr schönen Basilica - bescheidener als was wir in den letzten Tagen gesehen haben, aber überzeugend durch ihre Schlichtheit.

 

Leider bloss auf einer Schnellstrasse erreichen wir Terni und ein paar Kilometer weiter kommen wir zu den Cascade di Marmore. Der Wasserfall ist eine technische Meisterleistung: Bereits im 3. Jh. vor Christus gab der römische Konsul M. Curie Dentato den Befehl zum Bau eines Kanals. Grund hierfür war die Trockenlegung der oberen Sümpfe, die als Malariagebiet galten. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. wird die Wasserkraft zur Erzeugung von Strom genutzt. Darum findet der "Betrieb" des Wasserfalles auch nur zu bestimmten Zeiten statt. Aber wenn er donnert, dann ist dies ein beeindruckendes Naturschauspiel.


Jetzt verbringen wir die Nacht hier auf dem Parkplatz mit Sicht auf den beleuchteten Wasserfall, der doch auch neben seiner "Betriebszeit" Wasser führt.


vor und...

...während des "Betriebes"

 

17.3.
Und wieder erwacht Ru mit heftigem Kopfweh. So kommt Ba dazu auch einmal zu fahren :-)


Schon vor einigen Tagen haben wir uns entschieden, den Weg durch die Abruzzen erst auf dem Rückweg zu machen. Und wir haben richtig entschieden. Auf der heutigen Fahrt sehen wir die Berge noch tief verschneit! Und: obwohl es in Marmore beim Wegfahren 20° warm war, weht uns unterwegs durch die Hochebene von Avezzano ein eisiger Wind entgegen.
Aber in den tieferen Lagen, kann man jetzt den Frühling deutlich erkennen: an den Büschen und vereinzelt auch an den Bäumen treiben die jungen Blätter, und seit einigen Tagen schon sehen wir blühende Mandel- und Kirschbäume

 

 

 

 

 

Ru hat sich wieder einwenig erholt und kann den letzten Drittel des Weges wieder fahren.
Stationieren tun wir heute auf einem guten Stellplatz in Cassino.

In Monte Cassino wäre ein berühmtes Benediktiner Kloster zu besichtigen. Wir sehen es von unten - und das reicht uns: für den Moment ist unser Bedarf an Kirchen und Klöstern gedeckt. Es kommen ja bald die Osterfeiertage - und dort werden wir wieder auf die Rechnung kommen punkto christlichen Werten, Traditionen und sakralen Bauten.

 

18.3.
Heute wollen wir die Gegend von Sorrent erreichen, also Neapel quasi hinter uns lassen.
Wieder fahren wir durch weite Täler von Bergen umgeben: viel grün und Natur. Immer wieder begegnen wir Mandelkulturen - voll in Blüte! (Ob wohl unser Mandelbäumlein daheim diesen Frühling blühen wird?) Auch tragen die Bäume hier vermehrt helles Laub.

 

Zwei Ortschaften, die als sehenswert vermerkt sind, nehmen wir ins Visier. Die erste, Càpua peilen wir an. Abgesehen davon, dass wir hier eine sehr gute Holzofenpizza essen, hat es sich nicht gelohnt. 

 

 

Die Stadt hat keinen Charme und die angegebenen Altertümer haben heute frei, d.h. wir sehen sie nicht...

 

 

 

 

 

 

Caserte, wenige Kilometer weiter, lassen wir links liegen: ein kleines Versaille zu besichtigen haben wir heute keine Lust.

Ausserdem zeigt uns das Navi für die letzten 50km eine Fahrzeit von 3 Stunden an!  Wir lächeln belustigt. Aber wir haben natürlich nicht damit gerechnet, dass wir obwohl auf der Autobahn (übrigens das erste Mal auf dieser Reise, dass wir Autobahn fahren) mitten durch Neapel kommen. Und auch damit nicht, dass die letzten 30km nach Neapel bis zu unserem anvisierten Campingplatz einer "Vier-Pässe-Fahrt" mit Haarnadelkurven gleichen.

Übrigens: der vorgesehene Campingplatz, so herrlich beschrieben im ADAC Führer, ist ein Flop. Die Lage wäre super.......

aber....... (kein Kommentar).

 

Das sich noch im Dornröschenschlaf befindliche Dörflein Massa Lubrense Marina liegt am Meer - träumend von den hunderten Touristen, von denen es bis in wenigen Monaten bevölkert sein wird. Wir machen mit Kyra einen Spaziergang am Kieselstrand und geniessen den Ausblick aufs grosse Wasser und telefonieren mit Alexander, der heute 6 Jahre alt geworden ist. "Bis nomal ganz ruhig, ich möcht s'Meer nomal lose", sagt er am Schluss unserer Glückwünsche.

 

Morgen fahren wir die "vier Pässe" mit Haarnadelkurven zurück bis Pompeji, wo wir uns eine bessere Bleibe erhoffen, denn in dieser Gegend möchten wir doch ein paar Tage bleiben und einiges besichtigen.

 

19.3.
Nach Service von Wasser und Toilette nehmen wir die Passfahrt wieder unter die Räder. Ruth hat sich die neapolitanische Fahrweise schnell angewöhnt und so kommen wir schon recht bald auf dem Camping Zeus in Pompeji an. (Römisch wär's Jupiter - aber mit den römischen und griechischen Göttern nehmen's die Italiener offenbar nicht so genau!)


Es geht doch auch so (im Gegensatz zu gestern): obwohl dieser Platz im Campingführer nicht mit vielen Sternen gekrönt ist, gefällt es uns hier ausserordentlich gut: viel Grün, sanitäre Anlagen i.O., Waschmaschine funktioniert beim zweiten Anlauf und es hat genügend Bäume (Orangen mit Früchten), um die Wäsche von zwei Wochen aufzuhängen. Und: zum ersten Mal geniessen wir das richtige Camperfeeling: Tisch und Stühle draussen, angenehm warm, Sonne! Natürlich: fürs Nachtessen müssen wir wieder rein, die Grillsaison hat auch hier noch nicht begonnen.

 

20.3.
Heute geniessen wir ein Sonntagsfrühstück mit selbstgebackenem Brot, das Ba gestern gebacken hat.

 

Bald machen wir uns auf den Weg zu den archäologischen Stätten von Pompeji. Die Stadt wurde im Jahr 79 n. Christus vom Vesuvausbruch unter einer 7 Meter tiefen Lavaschicht begraben und blieb so ausserordentlich gut konserviert.

 

Ein erschütterndes Zeugnis dieses Dramas sind die im Tode erstarrten Figuren von Menschen und Tieren, welche von einem Moment zum andern aus dem Leben gerissen wurden.

 

 

 

 

Der Besucher kann sich einen Eindruck verschaffen vom damaligen Leben und die Überreste von Tempeln, Thermen, Theatern und Wohnhäusern besuchen. 

 

Besonders eindrücklich sind die Wandmalereien und Graffiti. Was folgt sind Zeugnisse einer zweitausendjährigen Kultur!

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Drei Stunden lang spazieren wir durch die Altertümer und staunen über die Grösse der Stadt, die erst zu einem kleineren Teil ausgegraben worden ist.

Müde trinken wir einen Tee und freuen uns aufs Nachtessen im einzigen geöffneten Restaurant - und dies auch nur weil heute Sonntag ist.

 

21.3.  
Um 6.15h ist Tagwache, um 8.36h fährt der Zug nach Sorrento und vorher müssen wir noch mit Kyra spazieren und frühstücken. Von einem Taxi werden wir beim Touristoffice in Sorrento abgeholt und zum Hafen nach Massa Lubrense gebracht. Von hier geht's zusammen mit sieben andern Touris (alles Amis) zur Insel Capri. Die Überfahrt ist recht stürmisch, aber wunderschön.

 

Wir umrunden die ganze Insel, werden zu Grotten und besonders imposanten Felsformationen geführt. 

 

Ba wechselt auf eine kleines Ruderboot und besucht die "Blaue Grotte". Ru hat dieses Naturwunder schon vor 20 Jahren besucht und freut sich, als Ba von diesem Farbenspiel des azurblauen Wassers in der Grotte begeistert wieder zurückkehrt.

 

Nach ca. 2h Seefahrt erreichen wir die Ortschaft Capri. Hier haben wir einen Aufenthalt von gut 4 Stunden und es wird uns gesagt, was zu besichtigen besonders lohnenswert ist.
Wir entscheiden uns als erstes Anacapri zu besuchen, weil Ba dort gerne das Haus von Axel Munthe besuchen möchte, welches für den Schriftsteller-Arzt Schauplatz seines Romanes "Das Buch von San Michele" ist. Dieses ist eines der Lieblingsbücher von Ba. Und wir werden nicht enttäuscht: das Haus zeugt vom Leben eines Menschen, der Wohnraum und Garten mit Liebe und Sorgfalt zu einer besonderen Schönheit gestaltet hat und wo viele bedeutende Persönlichkeiten aus Kultur und aus hohen Gesellschaftskreisen zu Gast waren.

Der Weg geht, wie wir schon gekommen sind, zurück mit dem Bus durch enge Strassen, wo das Kreuzen zweier Fahrzeuge ein Kunstakt ist, wo die Passagiere jedesmal den Atem anhalten.


Unser nächstes Ziel ist der botanische Garten. Seine Anlage ist nett, aber nicht spektakulär.

 

Atemberaubend ist aber die Aussicht auf die schmale Strasse, die sich in Serpentinen den Weg hinunterschlängelt, auf die Stadt und auf die ganz speziellen Felsformationen.

 

 

 

 

Wiederum mit einer recht stürmischen Fahrt auf dem offenen Meer, die aber der Küste entlang ruhiger wird, werden wir sicher zurück aufs Festland gebracht. Mit Taxi und Bahn kommen wir zum WoMo zurück, müde und erfüllt von einem schönen Tag mit vielen Eindrücken.

 

22.3.
Um 11h müssen wir im Reisebus sein. Unser heutiges Ziel ist die Amalfiküste mit den Schwerpunkten Positano und Amalfi. Da unsere Bahn Verspätung hat, kommen wir wenig zu spät beim Touristbüro an und alle andern Mitreisenden sitzen schon auf ihren Plätzen im Bus. Uns bleiben in der hintersten Sitzreihe die mittleren Plätze und für Kyra ein Platz im Gang. Der Empfang ist wenig überschwänglich - wir sind zu spät gekommen - und der Hund wird geduldet. -  Wir geniessen's trotzdem...


Die Fahrt über der Küste ist wunderschön, die Strassen eng. Zwei, drei Mal gibt es einen Fotohalt mit grossartiger Aussicht.

 

Positano begeistert mit seinen in den Berg geklebten weissen Häusern, einer mächtigen Kirche in der Mitte und immer wieder unterbrochen von grünen Gärten. Vom kleinen Strand aus hat man eine grossartige Aussicht auf das Städtchen, welches sich weit den Berg hinauf streut. Und dies bedeutet: in Positano hat es eine einzige Strasse, die den Ort durchquert. Will man von oben nach unten - oder umgekehrt, so verbinden enorm steile und enge Treppen die Ortsteile. 

 

Der Spaziergang durch Positano ist wenig spektakulär. In den hübschen, engen Gassen reiht sich ein Kleidergeschäft ans andere, dazwischen ab und zu eine Galerie. Und alles sehr vornehm und teuer.

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es nach Amalfi. Dieses Städtchen steht in einem totalen Gegensatz zu Positano. Durch ein steinernes, geschwungenes Tor gelangt man auf einen grösseren Platz. Hier ist man überwältigt vom Blick auf die beeindruckende Kathedrale S. Andrea. Grossartig ist ihr Mosaikschmuck, mächtig die Treppe mit den 66 Stufen zu ihrem Eingang.
Wir werden Zeugen eines traurigen Ereignisses: vier starke Männer tragen einen Sarg die steile Treppe empor, wobei ein fünfter stossend unterstützt. Hinter dem Sarg folgt die Trauergemeinde.
Der Tod gehört zum Leben - und dieses Städtchen lebt! Mode findet man hier wenig, dafür umso mehr genau das, was wir brauchen: frisches Gemüse, Früchte, Spezereiwaren - und Limoncello. Schwer beladen mit Vorräten für die nächsten Tage kehren wir zum Bus zurück.

 

Gegen 19h kommen wir „heim", räumen zunächst die Stühle ein, denn es beginnt zu regen. Später als gewohnt geniessen wir frische Raviolis, wo man die Steinpilzfüllung wirklich schmecken kann, dazu Büffelmozarella vom eigenen Hof und einer Sauce aus frischen Tomaten (selber gekocht!)

 

 

23.3.
In der Nacht erwachen wir von explosionsartigen Detonationen. Ansonsten ist alles still. Ba überlegt: entweder regnet es jetzt sehr bald, oder es war eine Explosion, vielleicht sogar eine Bombe (davon sind ja momentan die Zeitungen voll: Brüssel, Istanbul...). Sogar Kyra braucht Nähe - und die verwehren wir ihr nicht. So richtig gemütlich wird's im Bett erst zu dritt... Bald fängt es an zu regnen, zu schütten, zu giessen: also herrscht keine Gefahr, sondern es ist ein süditalienisches Gewitter. Schön ist's, sich unter die Decke zu kuscheln und weiter zu schlafen, bis zum nächsten Donner...
Zum Glück ist beim Aufstehen Ruhe, fast blinzelt die Sonne einwenig und man kommt trocken zur morgendlichen Dusche, auch der Hundespaziergang bleibt trocken, obwohl es rundum schon bedrohlich grummelt. Frühstück, Aufräumen - und wieder regnet's. Noch bevor wir uns vom Strom abgehängt und Wasser entleert und neu gefüllt haben, schüttet es wieder.


Munter machen wir uns auf den Weg (auf die Strasse) in Richtung Salerno /Paestum - selbstverständlich ohne Autobahn. Langsam kommen wir voran, so zu sagen kriechend durch all die fast zusammenhängenden Ortschaften. Fast schon möchten wir aufgeben und Richtung Autobahn abzweigen, da stellen wir fest, dass vor uns die Strasse frei wird. Schnell zurück, denn durch die Dörfer und Städtchen zu fahren hat seinen Reiz, mehr als über langweilige Autobahnen zu blochen.
Und so erreichen wir Salerno: an einer Kreuzung blockiert der Verkehr in jede Richtung. Und trotzdem fährt's vorwärts - langsam und kontinuierlich. Ru hat sich unterdessen die süditalienische Fahrweise angewöhnt: stetig vorwärts, ob Rechts-, Links- oder Geradeausverkehr. Man schaut - und wird gesehen. Nervosität kommt erst auf, als das Navi kurzfristig einen Aussetzer hat und uns ins Stadtzentrum schickt. Hier wird es steil - und sehr eng! Aber auch das schafft Ru souverän. Und dann geht es vorbei am Hafen, der mittlerweilen wichtiger ist als jener von Neapel, und von da an der Küste entlang, durch öde und ausgestorbene Ferienorte, bis wir unsere Destination Paestum erreichen und damit den anvisierten Platz mit guter Infrastruktur.
Und jetzt - trommelt es wieder aufs Dach, sehr nachhaltig.

 

24.3.
Die Sonne lässt sich heute morgen nicht blicken. Aber wer weiss - was nicht ist, kann ja noch werden.
Wir machen uns zu Fuss auf den Weg zu den Tempelanlagen und zum Museum von Paestum. Zuerst besuchen wir das Museum - und das ist gut so: wir bekommen einen hervorragenden Eindruck davon, in welch hochstehender Kultur die Menschen hier gelebt haben.
Interessant sind die Metopen, die bildhauerischen Darstellungen im Fries eines Tempels. Diese sind teilweise zeichnerisch ausgezeichnet ergänzt, so dass der Betrachter sich die vollkommenen Figuren vorstellen kann.

 

Eine grosse Sammlung schönster Vasen, Krüge und kleiner Statuen von Göttinnen und Göttern wurden in den hiesigen Ausgrabungen gefunden.

 

Am beeindruckendsten aber sind die unversehrten Gemälde von Gräbern und Grabplatten, welche in wunderschönen Bildern das damalige Leben darstellen.


Darstellung des berühmten Grabes des Tauchers mit Grabdeckel

 

Mittlerweilen hat es angefangen zu nieseln und ein kühler Wind weht. Das hält uns aber nicht davon ab, durch den grossartigen Park des Tempels von Athena bis hin zu den wunderbaren Tempeln von Poseidon und Hera zu wandern. Dabei gehen wir durch die antike Stadt mit Amphitheater, römischem Forum, breiten Strassen und vielen Häuserruinen.

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Wir geniessen diesen Spaziergang, sozusagen alleine in dem grossen Gelände, wo Kyra frei herum laufen kann.

 

Einwenig durchfroren aber sehr glücklich kommen wir nach ca. 4 Stunden zum WoMo zurück.

 

25.3.
Endlich wieder ein Sonnentag, allerdings mit kühlem Wind. Auf dem morgendlichen Hundespaz am Meer, sieht Ba beim Ausgang aus dem Camping dieses hübsche Blumenfeld.

Seit einigen Tagen machen wir uns einwenig Sorgen wegen Kyra: sie frisst sehr lustlos (was wir kennen) aber vor zwei Tagen hatte sie ganz offensichtlich auch Mühe mit ihrem grossen Geschäft. Dies geht jetzt wieder, aber was sie "rauslässt" entspricht nicht dem, was sie "reinnimmt". Ansonsten ist sie, vor allem auf den Spaziergängen, munter.

 

Nach einem erfrischenden Bad im noch sehr kühlen Meer hat sie sich, statt sich in der Sonne zu räkeln und aufzuwärmen, ein Loch in der Hecke gegraben.

 

Der Platz hat sich recht gefüllt. Heute ist Karfreitag und da fährt, wer kann, aufs Land oder ans Meer. So werden wir auch über Ostern hier bleiben, denn auch bloss einen Stellplatz zu finden, dürfte in diesen Tagen schwierig sein.


Am Abend werden wir von den freundlichen Campingplatzbesitzern nach Paestum Antica gebracht und dort eine Stunde später auch wieder abgeholt. Mittlerweilen nehmen wir an der Karfreitagsprozession teil. Paestum Antica hat eine kleine eigentlich sehr hübsche Kirche (wenn nicht die grässlich kitschigen Bilder die Wände der Apsis verunstalten würden). Von dort geht eine kleine Prozession mit den bescheidenen Plastikfiguren des gekreuzigten Christus und der schwarz gekleideten Madonna der Hauptstrasse und dem Tempelpark entlang. Dazu spielt die Blasmusik dem Anlass entsprechende Trauermusik- sehr feierlich und sehr falsch - und der Priester spricht im Wechsel mit der Gemeinde Gebete. Trotz aller Einfachheit gefällt uns der Anlass. Er ist speziell und sehr authentisch.

 

Zurück auf dem Campingplatz essen wir in der Camping-eigenen Taverne einen Fisch vom Grill.

 

26./27.3.
Ostersamstag und Ostersonntag faulenzen wir. Der Samstag ist wieder trüb und regnerisch, am Ostertag hingegen können wir das Frühstück draussen geniessen, wie es sich gehört mit hart gekochten und von Ru selbst bemalten Eiern.

 

Wir lesen, spielen und geniessen das ruhige Ferienleben. Am Nachmittag machen wir einen schönen Strandspaziergang mit Kyra.

 

28.3.
Und wieder geht's auf die Reise. Wir kommen ins hügelige Hinterland.

Nach ca. 20km gibt's den ersten Halt in Castellabate. Das mittelalterliche Bergdorf liegt majestätisch 280m hoch über dem Meer im Cilento Nationalpark. Zum Glück parkieren wir vor der Ortschaft, denn Castellabate ist voll, voll von jüngeren Menschen, welche an diesem Ostermontag das pittoreske Städtchen besuchen. Oft gibt es in den engen, steilen Gässchen fast kein Durchkommen.

 

Weiter fahren wir dann durchs Hinterland mit teilweise recht holprigen Strassen. In Sapri kommen wir wieder ans Meer und jetzt gibt es eine wunderschöne Fahrt der Küste entlang, oft hoch über dem Meer, unter uns schroffe Felsen, die teilweise auch als kleine Inseln aus dem Wasser ragen.

 

Auf dieser Fahrt haben wir nun zum ersten Mal die Wälder in ihrem zartgrünen Frühlingskleid gesehen, nur noch wenige Bäume sind ohne Laub.  


Im späteren Nachmittag kommen wir in Scalea an, wo es einen der in dieser Saison wenigen, geöffneten Stellplätze gibt. Hier stehen wir ganz alleine, mit Elektrisch-Anschluss, Toiletten und ganz einfachen Duschen.

 

29.3.
Für alle die sich Sorgen machen: Kyra geht es wieder sehr gut. Wahrscheinlich war eine kleine Depro-Stimmung der Grund ihres Fress- und Sch...-Verhaltens.


Die erste Etappe unserer heutigen Reise geht nur bis ins Städtchen. Dort suchen wir zunächst einen Bancomat, dann eine Vodafone Vertretung, denn rundum sind wir blank: im Portemonnaie und im WLAN-Guthaben.

 

Nachdem beides wieder gefüttert ist, fahren wir zu einem Parkplatz in der Nähe des mittelalterlichen Städtchens, welches in engen Gassen und Treppen (daher der Name „Scalea") den Berg hoch gebaut ist.

 

Wir steigen bis wir vom höchsten Punkt aus aufs Meer hinunter sehen und gehen dann wieder zurück. Hier zu leben muss anstrengend sein, denn mit einem Fahrzeug kommt man nicht durch die engen Gassen. So sind auch viele Häuser zum Verkauf angeschrieben.

 

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Uns aber begeistern die alten Häuser und die Mauern, wo aus dem nichts die schönsten Pflanzen und Blumen wachsen.

 

Nicht viel weiter entfernt machen wir Halt in Diamante. Die Besonderheit hier ist, dass in der "Cittâ Vecchia" (der alten Stadt) eine spezielle Kunstkultur herrscht: viele Häuser sind mit Malereien geschmückt, zum Teil sehr gesellschaftskritisch. Uns gefälltes.

 

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Auf der Weiterfahrt staunen wir, wie üppig die Vegetation hier in Kalabrien ist: viel Grün und viele Blumen oder blühende Bäume. Vermutlich wird die Landschaft im Sommer anders aussehen.

Die Fahrt geht dann weiter bis Gizzera Lido, wo wir einen guten Stellplatz finden und Kyra wieder an einem unendlich langen Strand spazieren kann.

 

30.3.
Unser erster Halt ist wenige Kilometer weiter in Pizzo. Dort besuchen  wir die "Chiesetta di Piedigrotta". Ende 18.Jh. stieg der Bildhauer Angelo Barone zur Grotte nahe dem Meer hinunter und begann dort mit Skulpturen, die er kreierte, das Leben Christi zu erzählen. Nach seinem Tod vervollständigte sein Sohn Alfonso während 40 Jahren die Arbeit seines Vaters. Ende der 70-er Jahren restaurierte der Neffe Giorgio Barone einige der Figuren, welche durch Vandalismus zerstört worden waren. Das Werk ist enorm beeindruckend.

 

Weiter fahren wir nach Tropea. Auf einem 40m hohen Felsen thronen die Palazzi der Stadt hoch über dem Tyrrhenischen Meer. Die steil aufsteigenden Felswände setzen sich hier fast nahtlos in den Fassaden der Palazzi fort. 

 

Das alte Städtchen ist noch absolut ursprünglich, nur der ehemalige Glanz der Palazzi hat stark gelitten.

 

In der Fassade vieler Häuser sehen wir Löcher, die wir uns nicht erklären können. Wir erfahren, dass diese Löcher von den Baugerüsten stammen und nie verschlossen wurden, weil man für ein nicht fertiggestelltes Haus in Italien keine Steuern bezahlen muss! Kein Wunder verarmt der Staat ;-).

 

Wir übernachten fast alleine auf einem guten Stellplatz unterhalb der Stadt.

 

110 Treppentritte müssen wir hinauf- und später wieder hinuntersteigen und verdienen uns so einen grossartigen Sonnenuntergang mit Sicht auf den Vulkan Stromboli und danach ein ganz hervorragendes Nachtessen mit Fisch und Meeresfrüchten.

 

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