Pays de la Loire

 

 

26. Mai
Die Räder werden vorübergehend wieder Richtung Norden gestellt. Allerdings den südlichsten Punkt hatten wir natürlich mit Bordeaux längst erreicht.
Unser nächstes Ziel sind die Loireschlösser. So fahren wir zunächst quer landein. Hässlich ist es nicht, aber über lange Strecken langweilig. Doch dies muss man durchhalten, damit man dann wieder in interessante Dörfer kommt: zum Teil verlottert, weitgehend aber sehr charmant: Bauerngehöfte mit kleinen Schlössern wechseln ab mit Wäldern, Hügeln und landwirtschaftlichem Gebiet.


Unterwegs machen wir wieder einmal Grosseinkauf und füllen unsere Vorräte auf.


Ba findet in der App von ADAC einen Campingplatz unweit von Anjou gelegen an einem kleinen See, in St. Martin-de-Sanzay. Das Navi führt uns... - wir sehen auch einige Wohnmobile am See stehen... - aber einen Campingplatz, so wie wir ihn erwarten: mit Réception etc. sehen wir nicht.


Trotzdem:
Ohne die übliche Schranke fahren wir unbehelligt, d.h. ohne uns ordentlich registrieren zu müssen, auf ein flaches Wiesengelände mit einzelnen Elektroanschlüssen. So richten wir uns ein und erfahren, dass es den Platz offiziell nicht mehr gibt, aber dass man sich hier am hübschen See vollkommen in der Natur frei stellen kann.

 

Ba macht mit Xayra einen Spaziergang um den See - offenbar ein Naherholungsgebiet auch für Fischer.


Zum Nachtessen gibt es frische Crevetten mit Reis und Gemüse - wunderbar.

 

27. Mai
Nochmals ein Spaziergang um den See, Frühstück und Camperservice, dann sind wir zur Weiterfahrt bereit.
Unser erstes Ziel ist die Abbey Fontevraud.

Die Abtei von Fontevraud, auch unter dem Namen „Klosterstadt“ bekannt, gilt als größtes klösterliches Gebäude Europas. Das außergewöhnliche architektonische Gesamtwerk wurde auf einem Gelände von 14 Hektar erbaut.

 

Die Konzeption als gemischtes Kloster bestand zunächst unter der Vorrangstellung der Frauen. Später existierten zwei getrennte Klöster nebeneinander, dann schließlich vier.
Eleonore von Aquitanien zog sich im Alter in dieses Kloster zurück und liegt auch dort begraben. Das Kloster beherbergt ebenfalls die Gräber ihres zweiten Mannes Heinrich ll. von England, deren gemeinsamem Sohnes Richard Löwenherz und der Ehefrau seines jüngsten Sohnes, Johann Ohneland mit Isabella von Angoulême.

 

Die ehemaligen Klostergebäude sind weitgehend erhalten, auch wenn sie durch die Jahrhunderte in veränderten Stilrichtungen neu erbaut wurden. Hervorzuheben sind das romanische Küchengebäude.....

 

....sowie der Kreuzgang, der als einer der grössten Frankreichs gilt.

 

Die Klosterkirche in ihrer Grösse und ihrer Schlichtheit berührt sehr, geht nahe. Dieses Gefühl in Worte zu kleiden ist schwierig: der Bau erweckt eine grosse Ehrfurcht.

 

Später wurden gewisse Räume als Gefängnis genutzt. Im zweiten Weltkrieg besetzten die Deutschen das Kloster und hielten Soldaten der Résistance hier gefangen, folterten und ermordeten sie. Erst 1964 wurde das Gefängnis aufgehoben.

 

 

Wunderschön ist auch das Dorf: die Strassen sind aller Orten mit Rosen geschmückt.

 

 

 

Zu guter Letzt sehen wir einen Tross "Oldtimer" auffahren und erfahren, dass die Insassen sich zu einer Hochzeit in der Abbay treffen.

 

Weiter fahren wir nach Chinon.
Angenehm am Rande der Vienne liegt die Altstadt von Chinon. Sie ist überragt von ihrem Schloß, einer richtigen Festung, versehen mit Befestigungsmauern.

 

In Chinon trat 1429 in der Burg Jeanne d'Arc dem Dauphin und späteren König Charles VII gegenüber und erhielt von ihm die Erlaubnis, gegen die Engländer in Orleans zu ziehen.

 

Im mittelalterlichen Ort wurden Handel und Handwerk betrieben. Davon zeugen noch heute die Namen verschiedener Gewerbe an den schöne Fachwerkhäusern und den alten Häusern....

 

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.....wie das Maison Rouge, heute ein renommiertes Restaurant. Letzteres hat zwar Sonntag und Montag geschlossen, aber im Nachbarslokal essen wir ausgezeichnet Coq au vin.

 

28. Mai
Wir fahren weiter, zunächst bis Château de Chenonceau, einem der vielen Loireschlösser, von denen wir uns vorgenommen haben deren zwei zu besuchen. Das Schloss wird auch Wasserschloss genannt, denn es wurde im 16. Jh. von Thomas Bohir und seiner Gattin Katherine Brinçonnet über den Fluss Cher gebaut.

 

Schloss Chenonceau wurde stark von Frauen geprägt: es ging 1547 über an Diana von Poitiers und dann an die Witwe Heinrichs ll., Katharina von Medici. 1589 zog sich Louise von Lothringen auf das Schloss zurück und im 18. Jh. gab Louise Dupin dem Schloss seinen ehemaligen Glanz zurück. Es gelang ihr, Chenonceau während der französischen Revolution zu retten. Im 19. Jh. machte die Bürgerliche Margherite Pelouze das Schloss zum Schauplatz ihres prunkvollen Geschmackes. Während des ersten Weltkrieges dann installierte die Oberschwester Simonne Menier darin ein Krankenhaus. Über 2000 Verletzte wurden bis 1918 im Schloss gepflegt.

Da das Schloss über keine Originalmöbel mehr verfügt, beschränken wir unseren Besuch auf die beiden Gärten, wohin wir Xayra mitnehmen dürfen. Der erste, 12’000m2 gross, ist seit seiner Erschaffung von Diana von Poitiers unverändert. Der zweite (5’000m2) wurde von Katharina von Medici zum Wasser und zum Park hin angelegt,

und seine Alleen bieten einen wunderschönen und fotogenen Ausblick auf die Westfassade des Schlosses, welches sich im Wasser des Chers spiegelt.

 

Den Besuch dieser Gärten runden wir mit einem (kleinen) Spaziergang  durch den riesigen Schlosswald ab, der uns zum Labyrinth führt, wo Xayra zum Vergnügen anderer Besucher uns suchen muss.

 

Weiter geht die Fahrt bis zum schönen Campingplatz in Bracieux, wo wir heute übernachten. Zum z‘Nacht gibt es - ganz schweizerisch - g’Hackets und Hörnli mit Öpfelmues, was auch wieder einmal schmeckt.

 

29. Mai
Wieder einmal haben wir zwei, drei Ruhetage, denn der Campingplatz ist so wunderbar in der Natur gelegen, mit viel Wiesen zwischen altem Baumbestand, und so ruhig, dass man es hier gut aushalten kann. Auch Xayra geniesst die Pause.

 

Wir haben schon früher bedauert, dass wir unsere Fahrräder nicht mitgenommen haben, denn es gibt hier viele Gelegenheiten für schöne Velotouren. Und Fahrräder zu mieten ist nicht günstig.
Andererseits reuen uns unsere schönen E-Bikes für eine solche Reise, wo sie dauernden Erschütterungen und Strassendreck aussetzt sind. Ausserdem sind sie fürs Hochheben auf den Veloträger - und runterstemmen von diesem - einfach auch zu schwer.
So hat Ba sich heute entschieden, Ru zu ihrem baldigen Geburtstag - und sich selber zu diesem Anlass - günstige Fahrräder zu schenken, die ausschliesslich fürs Camping sind und die keiner besonderen Pflege bedürfen. Und die mit der Zeit auch einwenig Klappern dürfen. Jetzt stehen sie schön glänzend hinter unserem „Haus“.

 

30. Mai
Mit unseren neuen Velos fahren wir zum Château Chambord, bzw. Ru quält sich mit einem Fahrrad vom Campingplatz mit Hundeanhänger ab.

Im Herzen des wunderschönen Waldes Boulogne, hatte François der Erste im 16. Jahrhundert an der Stelle einer Burg, einen imposanten Wohnsitz mit reichhaltigen Dekorationen erbauen lassen. Das Schloß mit seinen 440 Zimmern und seinen 282 Schornsteinen, Türmen und Türmchen ist das grösste der Loire-Schlösser!

 

Dieses zugleich riesige Bauwerk ist zusammengestellt aus einem zentralen Bergfried mit vier runden Türmen und einer Ringmauer.

 

 

Seine bedeutende Doppelwendeltreppe, von Leonardo da Vinci geplant, bildet eine architektonische Meisterleistung. Deren zwei ineinander verschlungene Spiralen ermöglichen es, dass zwei Personen die Treppen hoch- und hinuntergehen können ohne sich zu begegnen!

 

Von der Terrasse des Schlosses aus hat man eine grossartige Aussicht auf den Park und auf die riesigen Ländereien von Chambord. Der Schlosspark ist umgeben von einer
32 Kilometer langen Mauer. Dies macht diesen Park zur grössten eingefriedeten Waldfläche Europas.

 

Zurück den schönen Weg durch den Wald: Xayra konnte viel neben unseren Fahrrädern her rennen - im Wagen zu fahren behagt ihr gar nicht. Einigermassen müde kamen wir alle drei auf den Campingplatz.

Auswärts zu essen, wie wir dies vorgehabt hatten, machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung - es begann zu regnen. Spaghetti sind immer noch besser als nasse Schuhe...

 

31. Mai
Zunächst geht unsere Weiterreise bis Blois, wo wir in verschiedenen Veloläden nach einem Veloanhänger für Xayra suchen. Nicht die Vorsilbe eines solchen Gefährtes ist zu finden, ja das Personal versteht gar nicht (und dies liegt nicht an unserem Französisch), was wir suchen. Bis einer dann auf die grossartige Idee kommt, dass man dies im Internet bestellen müsste. - - - Bestell mal ohne feste Adresse!

So fahren wir weiter bis Saumur. Unser Navi führt uns durch landschaftlich schöne Gegenden, ein kleiner Umweg, aber angenehm zu fahren.

Mit der Zeit wird der Himmel dunkler, nur ein helles Loch blinzelt uns zu, und wir fahren in seine Richtung.

 

 

Nützt nichts: der Regen erreicht uns trotzdem - und wie! Wir kommen auf der kleinen Insel, die zur Stadt Saumur gehört an. Hier gibt es einen guten Campingplatz.
Es ist jedes Camper’s Freude, sich im heftigsten Platzregen einzurichten...

 

1. Juni
Wenigstens regnet es nicht mehr als wir erwachen. Aber freundlich lacht uns der Himmel nicht an. Wir haben Zeit, einwenig im Internet zu surfen - und: entscheiden uns ein Hundewägelchen zu bestellen. Bei Zooplus, den es auch in der Schweiz gibt - und offenbar in ganz Europa - werden wir fündig und bestellen. Bis Montag sollte es hier sein (Adresse Campingplatz). So bleiben wir übers Wochenende. Mit Stadtbesuchen, Besuch des „Cadre Noir“ (der bekannten Reitakademie von Saumur) Spaziergängen der Loire entlang, Haushalt nachholen etc. sollte es uns nicht langweilig werden.


Den Tag gehen wir gemütlich an, d.h. Ruth macht einen ausgiebigen Mittagsschlaf, Ba schreibt und spielt.

 

Dann spazieren wir ins Städtchen. Schon der Weg über die Brücke zeigt einen schönen Ausblick auf das Schloss und das prunkvolle Rathaus.

 

 

Alte Gässchen mit hübschen Boutiquen führen durch die „typique vielle ville française“ mit schönen Plätzen und originellen Restaurants.

 

 

Der immer blauer werdende Himmel macht es wieder möglich, auf der Place St. Pierre einen Aperitif zu genehmigen.

 

 

Es ist lustig zu beobachten, wie zwei Männer ein Velo an der Hauswand der Bar hochziehen und es im ersten Stock mit Schnüren an den Fenstergittern befestigen. Kein einfaches Unterfangen!

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Endlich finden wir einen Schuhmacher, der uns Xayra's Leine flickt. Auch das war kein einfaches Unterfangen.....

 

Wir essen ein wunderbares „Noix de cochon fermier confit à notre façon“, ein Fleisch und Gemüse, wie wir es noch kaum je so fein und weich gegessen haben, mit wunderbaren Kräuterkartoffeln. Leider wollte der Wirt Ba das Rezept, welches von seiner Grossmutter stammt, nicht geben….

 

2. Juni
Unser erstes Ziel heute ist der Cadre Noir zu einer Führung durch die weitläufige Pferdeakademie.
Gegründet wurde der Cadre Noir 1814 als reiterliches Ausbildungs- und Elitekorps des französischen Militärs. Hierher rührt auch der Name, da die Rittmeister zur Unterscheidung von anderen Ausbildern eine schwarze Uniform tragen. Heute ist der Cadre Noir ein Reiter- und Ausbildungskorps, dessen Aufgabe die Pflege und der Erhalt der französischen Reitkunst ist. Es auch heute noch den Reitlehrern vorbehalten, in Schwarz gekleidet zu sein.


Alles ist riesig:
350 Pferde sind in den weitläufigen Stallungen untergebracht. Einige von ihnen dürfen wir besuchen.

 

Pferde mit besonderen Auszeichnungen sind an der Stalltüre mit Fotos geehrt.

 

1800 Zuschauer haben Platz in der grössten Reithalle Europas. Ein einzelner Reiter, der mit seinem Pferd trainiert, nimmt sich hier sehr klein aus.

 

Besonders beeindruckend sind besondere Trainingsdisziplinen, die wir leider nur auf Fotos sehen können.


Croupade

Courbette

Capriole

 

Wir essen noch ein Picknick auf dem Gelände und fahren dann weiter zum Championsmuseum. In den kühlen Höhlen erfahren wir viel über Wachstum, Verbreitung und Formen der Pilze, über ihre Un- oder Geniessbarkeit und über ihre Lebensbedingungen. In den Höhlen werden verschiedene Arten von Pilzen gezüchtet, die dann zum Export gebraucht werden.

 

Während Ru einwenig ausruht, macht Ba einen grossen Spaziergang mit Xayra am Ufer der Loire.

 

Wir entscheiden uns, noch ein Stück der Loire entlang weiterzufahren, bevor wir dann auf der anderen Flussseite zurück nach Saumur fahren.
Wir tun nicht schlecht daran:
In Tréves fahren wir an den Türmen eines ehemaligen Schlosses vorbei, welche mit der Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert ein wunderbares Fotosujet abgeben.

 

 

Wenig später kommen wir nach Cunault, wo wir einen Stopp reissen und zum Glück schnell schon einen Parkplatz finden:
Die Sicht auf ein Schlösschen und eine beeindruckende Kirche sind es, die uns anhalten lassen.

Das Schoss, welches in Privatbesitz ist, können wir nicht besuchen, aber wenigstens fotografieren.

 

 

Dafür beeindruckt die Prioratskirche, gegründet im 4. Jahrhundert umso mehr. Die Grösse und Schlichtheit des Kirchenschiffs ist beeindruckend. Die Komposition des ganzen Gebäudes, obwohl gewachsen in vielen Jahrhunderten, strahlt eine wunderbare Einheit aus.

 

 

Recht müde kommen wir auf unseren Campingplatz in Saumur zurück und geniessen zum z’Nacht die wohl letzten Spargeln dieses Jahres.

 

3. Juni
Waschen, putzen, lesen, spielen - es ist furchtbar schwül.
Ba zieht sich zurück ins Schwimmbad, welches gross genug ist, um eine halbe Stunde lang schwimmen zu können, ohne den Kopf gleich auf der gegenüberliegenden Seite anzustossen.
Eigentlich wollten wir beim Chinesen zu Nacht essen. Aber dann kommt das Gewitter; viel weniger heftig als erwartet, doch so nass, dass man mit Vorteil daheim eine Pizza „in den Ofen“ steckt, was mit diesem „Campingofen“ wirklich super gelingt, so wie auch Gratins, Kuchen, alles was man eben in einem Ofen backen kann. Und witzig ist: daheim geht’s nach der Uhr und mit vorgegebener Hitze. Hier geht’s nach Gefühl und gelingt genau so gut.

 

 

4. - 6. Juni
Zwischen dem Spielen, Lesen und Faulenzen gibt es natürlich immer wieder Spaziergänge -  die gleichen zwar der Loire entlang - aber immer wieder spannend.

 

7. Juni
Statt Montag wurde es Donnerstag bis der Hundewagen ankam. Die Zeit wurde lang, obwohl sich das Wetter besser hielt als angesagt. Nur gestern regnete es gerade ein Mal - heftig.
Heute geht’s nun endlich wieder auf die Strasse. Das Ziel ist die Bretagne, aber die erreichen wir in einem Tag nicht. Die Landschaft ist teilweise wieder sehr schön.

 

In Ancenis gibts einen Stopp: Diesel und Gas und auch Lebensmittel müssen aufgefüllt werden. Im späteren Nachmittag kommen wir in Héric an. Der Hundespaziergang fällt recht kurz aus; der Campingplatz ist eingeklemmt zwischen drei Strassen, ein kleines Waldstück bleibt zum ausgiebig „Schnüpperlen“.
Und dann die grosse Erwartung: ist er zu gross, zu klein? Oder passt er?
Das Wägeli passt super, und wir können ihn als Veloanhänger, als Transportbox und als neue Schlafhöhle brauchen, müssen ihn gar nicht jedes Mal zusammensetzen.

 

Das muss gefeiert werden.