Normandie

24. Juni
Der erste Halt ist bei Super U. Der Einkaufswagen ist voll und Kühlschrank und Keller auch wieder.

 


Wir fahren eine wunderschöne Route dem Meer mit seinen hübschen bretonischen Dörfchen entlang. Plötzlich reisst Ruth einen Stopp: in Le Vivier sur Mer in der Baie du Mont St. Michel - berühmt für seine Austernzucht - hat sie ein absolut unspektakuläres kleines Etablissement entdeckt. Plastikstühle, mehr ein Verschlag als ein Restaurant, voll mit Leuten und angeschrieben „Huitres, Moules - toutes fraîches“. Also absolut authentisch. Und sie schmecken wunderbar, im Plastikgeschirr serviert und nicht mit Frites wie sonst überall üblich, sondern mit Ruchbrot und gesalzener Butter. Ruth studiert noch die Dessertkarte. Die letzte Mahlzeit in der Bretagne.

 

Jetzt kommen wir in die Normandie.
Wir fahren wir in die Nähe vom Mont St. Michel, dorthin wo er sich einigermassen fotogen zeigt. Nähern kann man sich ihm nicht mehr, er ist nur noch per Navette erreichbar. Und ein beschaulicher Besuch ist wohl nur noch in den Wintermonaten möglich. Schon vor 30 Jahren war im Sommer hier Jahrmarktstimmung. - Schade.

Jetzt fahren wir über die Autobahn weiter gegen Norden und wir werden überall aufmerksam gemacht auf Erinnerungsstätten des zweiten Weltkriegs. Hier sind 1944 die Alliierten gelandet.


Omaha-Beach

 

25. Juni
Am Morgen macht Ba den Hundespaziergang zum Strand hinunter, der sie auf dem gestrigen Spaziergang durch seine Länge über mehrere Kilometer und über seine Breite von gewiss 30 Metern so beeindruckt hat. Hier konnte Xayra herrlich rennen.
Heute Morgen ist damit nichts: der Strand ist mit brodelndem Wasser bedeckt, das bis zur Quaimauer hin reicht und keinen Zentimeter Sand mehr freigibt.
Dafür liest Ba eine der vielen Tafeln am Quai:


"An diesem Strand sind am 6. Juni 1944 um 06.30h die Infanteristen der amerikanischen Armee gelandet. Hunderte von Soldaten haben hier in der Konfrontation mit den Nazis sofort den Tod gefunden.„


Das stimmt nachdenklich so auf den leeren Magen auf dem Hundespaziergang mit Aussicht auf das weite Meer, wo vor 74 Jahren die Alliierten gelandet sind.


Wir besuchen den „Normandy American Cimetery“ und das Gelesene wird konkret: in vielen Bildern, Texten und auch Filmen, welche jene Tage zeigen, aber auch in den Gräbern der rund 25‘000 amerikanischen Soldaten, die mit ihrem Auftrag Europa von den Deutschen zu befreien, hier den Tod gefunden haben.

 

Unser nächstes Ziel ist Arromanches.

„Alle wichtigen Häfen, Cherbourg und Le Havre waren in der Hand der Deutschen. Es musste also eine Lösung gefunden werden, um die Versorgung der Truppen zu sichern. Churchill hatte diese fabelhafte Idee, einen künstlichen Hafen in England zu bauen, ihn über den Kanal zu transportieren und hier wieder aufzubauen. Arromanches wurde am Abend des 6. Juni 1944 befreit, ab dem 7. Juni kamen dort die ersten Boote mit Material an, um den schwimmenden Hafen zu bauen; ab dem 14. Juni lief der Nachschub von Truppen und Material im Mulberry-Hafen an.
Winterstürme, Gezeiten und Brandung zerstören nach und nach die immer noch sichtbaren Spuren des D-Days: die kolossalen Überreste des Mulberry-Hafens, der bis zu der Einnahme von Cherbourg der wichtigste Nachschubstandort für die Alliierten in der Normandie gewesen ist.“

 

Landschaft und Dörfer in der Normandie sind ganz anders als in der benachbarten Bretagne. Sehr ordentliche Landwirtschaft - oft umrahmt von Hecken - wechselt sich mit „herrschaftlichen“ Dörfern ab. Alles scheint hier gesetzter, ordentlicher, während in der Bretagne ein leicht mystisches Flair spürbar ist.


Unterwegs nach dem viel gerühmten Honfleur übernachten wir auf einem Campingplatz der wieder an einem riesigen Strand liegt.
Xayra geniesst es zu rennen und ihre Begleiterin zu umkreisen - und diese kann kaum genug bekommen zu schauen und auf das Rauschen des Meers zu horchen.

 

26. Juni
Wir sind bald wieder unterwegs, Richtung Honfleur. Wieder fällt uns der Unterschied auf zur bretonischen Landschaft. Zum ersten Mal seit langem fahren wir wieder durch Wälder. Die Landwirtschaft ist nicht nur ordentlich sondern geradezu üppig: das Korn steht hoch, golden; Wiesen und Gemüsefelder sind saftig grün und an hübschen Fachwerkhäuser, hin und wieder sogar Riet bedeckt, fahren wir vorbei.

 

Und dann kommen wir nach Honfleur. Wir finden problemlos einen Parkplatz, und das Erste, was wir begegnen, ist ein Karussell aus dem Jahr 1900.

 

Mit der Zeit hat sich das Fischer-Städtchen mit seinen schmalen Häusern, den charmanten Gassen, den pittoresken Fachwerkhäusern und den Resten der Befestigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert zu einem der reizvollsten Orte der Normandie entwickelt.

 

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Die Kirche Sainte Catherine mit dem freistehenden Turm ist die grösste Holzkirche von Frankreich. Sie wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts mit zwei Zwillingsschiffen und einer Dachkonstruktion gleich Schiffsrümpfen von Schiffszimmerleuten ganz aus Holz erbaut und mit bemalten Glasfenstern und weiteren Kunstwerken ausgestattet. Als wir sie besuchen möchten, findet gerade ein Abdankungsgottesdienst statt, so dass wir noch länger durch die pittoresken Gassen schlendern. Als die Türen des Gotteshauses für uns geöffnet werden, sind wir begeistert. So eine Kirche haben wir noch nie gesehen!

 

Wir fahren weiter auf der Autobahn und ohne Not und Pein quer durch Le Havre und kommen wieder ans Meer zurück. Unser Ziel sind die Alabasterriffe von Etretat, die wir morgen besuchen möchten.


Pont de Normandie

 

Zum zweiten Mal müssen wir es erleben, dass wir von einem Campingplatz abgewiesen werden, weil er voll ist. Der Sommer und damit die Hochsaison naht!
Trotzdem finden wir einen Platz mit herrlicher Aussicht auf den Atlantik.

 

Wunderbare Abendstimmungen.....

 

 

27. Juni
Auf unserer Höhe (67 m.ü. M.) ist der Himmel klar, aber auf Meereshöhe ist es wieder einmal leicht neblig.

 

Ba sieht auf ihrem Spaziergang nicht viel vom Strand, dafür sind die Blumen im Feld umso schöner.

 

Unser Vorhaben war es, in Giverny Haus und Garten von Monet zu besuchen. Plötzlich taucht die Frage auf, ob wir wohl dorthin Xayra mitnehmen können? Ein Anruf verschafft Klarheit: wir können nicht. Schade. Das hätten wir gerne gesehen und dafür auch einen grösseren Umweg in Kauf genommen.
So ändern sich unsere Pläne radikal. Da wir nicht nach Giverny zu fahren brauchen, stellen wir unsere Räder nach Norden und werden früher als geplant unsere Reisefreunde Franz und Giesela in Münster besuchen.
Zunächst fahren wir aber noch an die „Albasterküste“ von Etretat. Diese weissen Felsen sind wirklich beeindruckend.

 

Einwenig wehmütig essen wir unsere letzten Moules zum z’Mittag und zum Dessert die letzte Crêpe.
Und dann geht’s los. Diesmal benützen wir auch die Autobahn, denn bis Dülmen sind es immerhin gute 660km. Wir kommen gut voran, aber die Fahrerei ist teilweise schon mühsam.