Bretagne

8. Juni
Die Fahrt nach Carnac führt weitgehend über die Autobahn, anderes ist gar nicht möglich. Es ist Mittag und wir sind nicht mehr weit von Carnac entfernt, dachten dann dort auf dem Campingplatz ein z’Mittägli zu essen; da ruft Ba: „Nimm die nächste Ausfahrt, hier unten am Fluss ist es uuu-herzig!"

Wir fahren durch Auray, das uns mit dem Plakat „Village Touristique“ empfängt, was wir gar nicht nachempfinden können und was in keiner Weise dem entspricht, was Ba von der Autobahnbrücke gesehen hatte. 


Im Hintergrund die Autobahn-Brücke, von wo Ba
das schöne Örtchen gesehen hat.

 

Schon wollen wir aufgeben, da sehen wir im letzten Moment bevor wir wieder Richtung Autobahn einbiegen ein Schild „Vieux Port“, gekennzeichnet mit dem Zeichen für „sehenswert“. So fahren wir diesem Wegweiser nach und erreichen das nächste Schild: 170 Parkplätze. Offenbar wirklich eine Sehenswürdigkeit!  
Was wir antreffen ist ein „kleiner Stadtteil für sich“, eben der alte Hafen, so pitoresk, liebenswert und hübsch, wie man es sich kaum vorstellen kann. Zum Glück ist noch nicht Sommer! Wenn all diese Parkplätze gefüllt und der Hafen voller Leute ist, so möchten wir nicht hier sein!

 

Aber heute ist es ein kleiner Traum, ein Gruss aus einer anderen Welt. Denn an der Hauswand eines Restaurants ist eine Tafel angebracht, dass Benjamin Franklin 1776 von Amerika nach Auray gesandt wurde, um hier die ersten Verträge zwischen den beiden Staaten zu vereinbaren. 

 

Die Bilder sprechen für sich.

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Wir essen hier unseren ersten halben Hummer auf dieser Reise.


Auf dem ersten von uns angepeilten Campingplatz in Carnac werden wir weggeschickt: die Angaben im ADAC-Führer seien falsch, hier würden schon längst keine Wohnmobile mehr empfangen.
Beim zweiten klappt es dann - und nach dem Einrichten geniesst Ba gleich das erste Bad im schönen Swimmingpool.


Nachdem sie unsere beiden Velos, eines nach dem andern zum gut 2.5km entfernten Mechaniker und wieder zurück gefahren hat, um die Vorrichtung zur Befestigung des Hundewagens montieren zu lassen, braucht sie ein zweites Bad! Ru geht in der Zwischenzeit mit Xayra spazieren.


Der Abend ruhig: die letzten Ravioli aus der Schweiz schmecken wunderbar.

 

9. Juni
Am Morgen werden wir geweckt von prasselndem Regen auf unser Dach, nur 70cm über unseren Ohren! An Schlaf ist nicht mehr zu denken, aber wenigstens wird das Auto wieder einmal gewaschen…
Mit Aufstehen warten wir so lange, bis der Regen nachgelassen hat, denn es gilt ja danach mit dem Xayra zu spazieren. Dieser fällt trocken und interessanter aus als erwartet.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück harren wir so lange aus, bis der Himmel sich öffnet.
Mit einem Touristenbähnchen machen wir eine Rundfahrt, vorbei am für Segler bekannten Hafen von La Trinité-sur-Mer...,

 

...zu den riesigen Alignements, den 7000-jährigen, bekannten Steinreihen von Carnac. Was sie bedeuten, haben die Wissenschafter bis heute nicht herausgefunden, aber beeindruckend sind sie, diese Zeichen aus einer längst vergangenen Zeit.

 

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Der Weg zum Bähnchen ist weit entfernt von unserem Campingplatz, so kommt heute auch die Bewegung nicht zu kurz, was Xayra natürlich sehr gefällt. Unterwegs genehmigen wir in einem Strandbeizli einen Apéro.

Es ist dermassen schwül, dass sogar Ru sich zurück auf dem Campingplatz ins angenehm erfrischende Nass des Swimmingpools stürzt.
Zu guter Letzt fahren wir noch mit den Velos ins Städtchen: wir haben beide Lust auf Moules marinières - und die gibt’s daheim nicht.

 

10. Juni
Wieder fahren wir durch eine landschaftlich wunderschöne Gegend, die mit ihren sanften Hügeln an England erinnert, zumal hier bei strömendem Regen Menschen Golf spielen.

 

Wir machen bei weiterhin starkem Regen einen Halt in Pont Aven, wo Paul Gaugin und Émile Bernard die „Schule von Pont Aven“ gründeten. Bevor wir den Spuren der Maler folgen, essen wir in einer Crêperie zwei wunderbar Crêpes. Wir lassen uns überzeugen: das Städtchen mit seinem heute fast reissenden Dorfbach ist sehr malerisch.

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Zurück im Auto fängt es wieder an zu giessen. Wir peilen jetzt Concarneau an, den Schauplatz wo Jean-Luc Bannalec sehr anschaulich seinen Inspekteur Dupin Kriminalfälle lösen lässt; so anschaulich, dass man als Leser gerne einmal im „Restaurant L'Amiral“ (das wirklich existiert) ein Entrecôte essen möchte, welches der Inspektor dort so gerne isst.

Leider werden unsere Erinnerungen an Concarneau andere sein:
Der Campingplatz ist sehr voll. Den Platz, welchen man uns anbietet, steht sehr abschüssig, so dass wir beim Manövrieren rutschen. ——— Es ist wieder die hintere Stossstange, die diesmal an einer Wassersäule einhängt und teilweise abgerissen wird (siehe Anfang dieser Reise...)
Für heute können uns Concarneau und Inspekteur Dupin….


Wir fahren weiter nach Bénodet, wo es immer noch regnet, wo aber die Plätze wenigstens rutschfrei sind.

 

11. Juni
Weiterhin ist der Himmel grau, aber wenigstens regnet es nicht. Um 14h können wir zum Automechaniker. Er schaut zuerst bedenklich auf den Schaden, zieht eine Schraube an, wir haben noch ein starkes silbriges Klebeband und schlussendlich meint er, dass wir jetzt gut noch fünf Wochen weiter fahren können.
Nach den gestrigen schlechten Erfahrungen in Concarneau beschliessen wir, trotzdem ins Städtchen zurück zu fahren.

Der Ort des heutigen Concarneau wurde im 10. Jahrhundert zunächst von Mönchen der Abtei Landevenéc besiedelt. Diese errichteten hier auf einer Insel an der Mündung des Flusses Moros (der heutigen „Ville Close“) ein kleines Kloster. Später entwickelte sich Concarneau zu einer wichtigen bretonischen Festung.

 

Seit dem 12. Jahrhundert ist die "Ville Close" über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Diese besuchen wir natürlich, spazieren über die Remparts, von wo wir eine schöne Aussicht auf den Hafen, aber auch auf das Innere der eingeschlossenen Stadt, die noch bewohnt ist, haben.

 

Dann geht’s durch das absolut touristische Städtchen zurück zum Parkplatz.

 

Wieder „daheim“ machen wir noch einen Spaziergang zum Meer mit Xayra, wo diese noch einmal so richtig Dampf ablassen und rennen kann.

 

12. Juni
Wir räumen gemütlich zusammen - unsere Fahrt bis Penmarc‘h ist kurz.
Allerdings: wir machen einen Zwischenhalt in Pont-l‘Abbé und hier lassen wir einige Zeit liegen.
Angeblich hat ein Abt von Loctudy hier im 7. Jahrhundert eine Brücke erbauen lassen – darum der Name Pont-l’Abbé.


die erhaltenen Teile der
Burg Pont-l'Abbé, heute Rathaus

 

Der einst bedeutende Hafen dient heute beinahe nur noch der Freizeitschifffahrt.


Zuerst suchen wir, was an diesem Ort so charmant sein soll - und finden es nicht. Eine grosse Strasse, menschenleer und alle Läden geschlossen. Oje, es ist Mittagszeit. Ja, eigentlich auch für uns. - - -  Aber den berühmten Platz, wo alle Cafés und Restaurants sind, finden wir hier nicht. Dank Google Map und Ruths unerschütterlicher Ausdauer — werden wir fündig: die reizendste Crêperie mit den sicher besten Crêpes von ganz Finistère findet sie. Danach besuchen wir noch den vorher entdeckten Schuhladen, der Rest ist unser Geheimnis…..
 
Bevor wir weiterfahren besuchen wir die Église Saint-Jacques de Lambour. Die Kirche wurde im Jahre 1675 mit weiteren fünf Bigouden-Kirchen auf Weisung des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zerstört, bzw. ihrer Glocken und des Kirchturms beraubt, um ihnen ihre Alarmfunktion zu nehmen. Dies war seine Antwort auf die Bauernrevolte wegen der Einführung neuer Steuern zur Finanzierung seiner Kriege. Erhalten hat sich heute noch die Fassade im Flamboyant-Stil der Kirchenruine. Ihre einstigen Altäre und Statuen wurden u.a. in die Église Notre Dame de Carmes von Pont-L'Abbé überführt.


Jetzt soll’s aber direkt nach Penmarc‘h gehen, denn nach der Erfahrung von Concarneau sind in dieser Gegend die Campingplätze überfüllt.
Allerdings entdeckt Ruth noch die Abzweigung nach Pointe de la Torche, was die Wirtin so sehr gelobt hatte. Also fahren wir hin, zum fast Ende der Welt (dieses haben wir noch vor uns). Es ist wirklich eine sehr schöne Landspitze - und vor allem ist es hier sehr windig.

 

Von Weitem sehen wir unser Ziel, den Phare d’Eckmühl von Penmarc’h.
Nach einem schönen Spaziergang erreichen wir bald den anvisierten Camping Municipal Toul Ar Ster, wo wir vor 16 Jahren schon einmal einige Tage verbracht haben.
Der Sonnenuntergang ist immer neu — wunderschön. Ba unternimmt noch einen kleinen Rundgang:


unser WoMo im Abendlicht

der Strand, bevor die Nachtgeister erwachen

 

13. Juni
Heute ist Ruths Geburtstag, ein Tag wie fast jeder andere. Gleich wie meistens ist, dass Ba zuerst aufsteht, duschen geht und dann für Ruth einen Espresso macht, bevor sie mit Xayra spazieren geht. Unterdessen steht dann Ruth auf - „same procedure as usuall“ - und macht Frühstück. Einwenig anders ist heute, dass Ru nach dem Aufstehen ein kleines Geburtstischchen vorfindet.

 

Viele Mails und WhatsApp landen auf Ruths Phone, auch einige Anrufe und SMS.
Die gilt es dann zu beantworten, während Ba sich mit der Weiterreise beschäftigt.  
Der Hundespaziergang geht gemeinsam mit den Velos nach Kerity. Xayra lernt gut!


Zum Nachtessen fahren wir wieder nach Kerity und essen im „Restaurant Doris“, das wir schon von unserer Reise vor 16 Jahren kennen, zu Nacht: hervorragend, einen Turbot an delikater Sauce mit Gemüse, dazu einen guten Wein.


Die Stimmung vor dem Fenster ist grandios. War der Hafen, als wir kamen noch voll Wasser und die Schiffe schwammen darin, so sinkt das Wasser fortwährend. Zuerst nahe, dann immer weiter ins Meer heraus erheben sich Steine, wachsen Felsen.

 

Das Fahren mit den neuen Velos macht Freude. Auch ohne „E“ * davor kommen wir gut voran. Mit 69 Jahren ist es wichtig, einwenig Fitness zu betreiben….
(* „E“ bikes)

 

14. Juni
Als wir aufstehen nieselt es, durchdringend. Auf dem Morgenspaziergang erleben wir noch einmal Ebbe und beobachten, wie die Einheimischen Muscheln „fischen“.

 

 

Wir frühstücken gemütlich und bewegen uns; nicht weit, denn in Penmarc’h schauen wir noch die Kirche an. Bretonische Kirchen sind sehr speziell mit ihren schlanken Türmen, den „rau-geschmückten“ Portalen, den grossen, Kirchenschiffen und den steinernen Verzierungen. Es ist Mittag. Leider ist die Kirche geschlossen.


So fahren wir weiter zum Calvaire, Kalvarienberg von Tronoën.


Als Kalvarienberg bezeichnet man heute ungefähr lebensgroße Nachbildungen des Leidens Christi an einem erhöhten Ort, oft nur die Kreuzigungsgruppe, aber auch umfangreichere Skulpturengruppen des Leidensweges. Kalvarienberge sind auch kennzeichnend für die Bretagne, wo sie während der Renaissance (zwischen 1450 und dem 17. Jahrhundert) besonders im Département Finistère entstanden.

 

Notre-Dame de Tronoën ist eine gotische Kapelle mit dem ältesten Kalvarienberg der Bretagne.

 

In einer netten Crêperie essen wir eine Crêpe - wir geniessen sie, diese feinen Omeletten, die man hier in allen Geschmacksrichtungen bekommen kann. Heute haben wir als Hauptspeise eine Crêpe mit „Chêvre et miel“ gegessen, dazu ein Glas Cidre und zum Dessert eine Crêpe Suzette flambée au Coîntreau….

Die nächste Station ist Locronan. Es gehört zu einem der „Schönsten Dörfer Frankreichs“.
Im 11. Jahrhundert christianisiert der Heilige Ronan den Ort und gründet die Stadt. Diese nennt sich von nun an Locronan. Ihr Name leitet sich vom Heiligen Ronan ab – einem aus Irland stammenden Mönch, der hier begraben liegt. (Loc ist ein bretonisches Wort für eine Einsiedelei.)
St. Ronan soll die Einwohner von Locronan das Weben gelehrt haben. Darauf beruht der Wohlstand, den man an den herrschaftlichen Häusern erkennen kann, und welcher der Herstellung des hochwertigen Segeltuches zu verdanken ist.


Mittlerweilen geht es gegen 17h, und wir sollten einen Garagisten finden, der unserem WoMo einen Ölwechsel verpasst, denn am Armaturenbrett hat die Anzeige aufgeleuchtet.
Mit einiger Mühe finden wir einen solchen in Richtung Crozon, wo wir morgen hinfahren wollen. Unweit dieses Garagisten, der uns um 8.30h erwarten, finden wir einen kleinen, bescheidenen Campingplatz mit grossartiger Aussicht aufs Meer.

 

15. Juni
Tagwache um 6.45h, da wir auf 8.30h in der Garage zum Ölwechsel angemeldet sind. Wir haben gestern extra einen Campingplatz ganz in der Nähe der Garage gesucht, damit wir so früh am Morgen schnell da sind. Damit ist aber nichts. Da, wo in Google Map die Garage eingezeichnet ist, gibt es weit und breit keine Garage. Wir suchen, telefonieren, suchen wieder. Schlussendlich werden wir abgeholt und zum Einkaufszentrum Leclerc gebracht, wo wir die nächsten anderthalb Stunden vertun: mit Hundebeschäftigung, Kaffee mit Croissant und lesen...
Gegen 12h können wir weiter fahren. 

Wir hoffen sehr, dass dies das letzte Mal war, dass wir einen Garagisten oder einen Arzt brauchen (den Arzt gab’s auch schon, aber das ist eine andere Geschichte).

Wir fahren zur Pointe de Penhir, wo es eine grossartige Felslandschaft gibt. Sicher eine Stunde lang spazieren wir und schauen die Felsen und die umliegenden grossen Strände an. Es ist wirklich beindruckend.

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Einen schlechten Eindruck hingegen macht die enorme Wasserverschmutzung in einer der Felsbuchten. Das ist ein ganz anderes Kapitel, als die wunderbare Natur, die wir hier in der Bretagne erleben können.

 

Wir haben noch ein gutes Stück zu fahren bis Le Conquet. Dabei fahren wir durch Brest, eine wirklich hässliche Stadt, der man gar nichts Schönes abringen kann. In Le Conquet peilen wir einen netten Platz an, quasi in den Dünen. Xayra freut sich an den delikaten Hasenböhnli, die sie so gern frisst…. Und wir haben hier wieder einmal Gelegenheit zum Waschen.

Gegen Abend gibt es noch einen Hundespaziergang ans Meer. Der lange Sandstrand lädt die jungen Leute mit ihren Surfbretter ein sich von den Wellen treiben zu lassen. Und einige ganz Mutige tummeln sich im kühlen Atlantik.

 

16. Juni
Heute fahren wir den Kalvarienbergen nach (siehe 14. Juni), die im Tal des Elorn besonders häufig sind. Auf unserer Suche kommen wir zuerst zur Ruine der Chapelle „Notre Dame de Secours“ aus dem Jahr 1553 in La Roche la Maurice.

 

 

Zwar heisst es, dass ein „Circuit“ den Weg zu den Kalvarienbergen markiere. Aber wir haben ziemlich Mühe diese zu finden.
Wir sind hartnäckig und finden als erstes den Calvaire von Guimiliau.

Der Pfarrbezirk von Guimiliau wird von keinem anderen an Figurenreichtum übertroffen und bietet auch als Ganzes einen prächtigen Anblick aufgrund seiner wirkungsvollen Anlage oberhalb des Dorfplatzes.

 


Dieser Calvaire entstand zwischen 1581 und 1588 und gilt mit seinen 200 Figuren als zweitgrößter der Bretagne.

 
Die Eingangshalle der Kirche ist reich mit Figuren, welche Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen, geschmückt.

 

Wir finden auch St. Thégonnec.
Dieser Ort beherbergt wiederum einen der berühmten Kalvarienberge der Bretagne. Er hat „nur“ etwa 40 Figuren, welche die Szenen der Passion und der Auferstehung darstellen.

 


Im Sockel ist die Geschichte des heiligen Thégonnec dargestellt.


Hingegen beeindruckt die Kirche mit ihren mächtigen Bildern sehr.

 


Es gilt jetzt einen Campingplatz zu finden - in dieser Region sind sie eher rar. Aber nach Morlaix werden wir fündig.

 

 

17. Juni
Wir fahren zurück nach Morlaix. Das Stadtbild wird von einem weithin sichtbaren, 58 m hohen und 285 m langen Eisenbahnviadukt, das 1861 errichtet wurde, geprägt, um die Bahnstrecke Paris-Brest fertigzustellen.

 

Obwohl von dieser Stadt gesagt wird, dass sie sehenswert sei, können wir solches zunächst nicht finden. Strassen und Plätze sind leer, ausgestorben. Wir geben nicht auf, pirschen uns durch graue Strassen vorwärts. Und plötzlich öffnet sich eine kleine Gasse mit Gewerbeschildern, die an den Häusern hängen. Und es tut sich eine Welt auf, die wir nicht mehr erwartet hatten. Die Altstadt mit zahlreichen von Erkern geschmückten Häusern spiegelt den Reichtum der Stadt wieder. Bemerkenswert ist die Bauweise der Laternenhäuser, Gebäude, die um einen oben verglasten Innenhof herum errichtet wurden.

 

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Zu den Laternenhäusern zählt sich das „Maison Dite de la Duchesse Anne“, ein dreistöckiges Haus, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts Anne de Bretagne als Wohnsitz gedient haben soll. Die Fassade ist mit Ornamenten und Heiligenstatuen reich verziert.


Und so geht es weiter - jede der Gassen ist voller architektonischer Kostbarkeiten - zum Teil Häuser mit Schieferstein-Schindeln, die wir hier nicht erwarten würden - und erzählt Geschichten.

 

 

 


Wir nähern uns dem Ziel, das wir uns für heute  vorgenommen haben. Aber bevor wir hier ankommen, öffnet sich uns ein Bild, das wir in solcher Weise nicht erwartet haben: ein riesiger Sandstrand, leer von Wasser - es ist Ebbe.


Es ist grau, feucht, kühl - man könnte sich an die Nordsee versetzt fühlen. Mensch und Hund geniessen einen langen Spaziergang…

 

…sehen von Weitem eine kleine Kirche, die wir anpeilen. Es hat sich gelohnt: ein wunderschönes Altarbild schmückt das Innere, und vom Friedhof aus hat man eine wunderbare Aussicht auf den Strand.


Wir erreichen unser Ziel, einen Campingplatz mitten in Perros-Guirec, wo wir sehr feudal zu Nacht essen, Barbara mit einer „Assiette de fruits de mer“, mit der sie sich lange verweilen kann und die sie offensichtlich sehr geniesst.

 

18. Juni
Und wieder ein anderes Bild, wieder eine ganz andere Welt. Heute fahren wir zur Küste der „Granit Rose“, der Rosa Felsen.
Es ist ein wunderschöner Spaziergang, fast schon eine Wanderung.
Die Côte de Granit Rose ist ein Küstenabschnitt der nördlichen Bretagne. Vor allem rund um Perros-Guirec gilt er wegen seiner bizarren Felsformationen aus rötlichem Granit als Touristenattraktion. Seine charakteristische Färbung verdankt der Rosengranit seinem Gehalt an Hämatit und Alkalifeldspat.


Mit einiger Not finden wir den Leuchtturm, laufen erst in der verkehrten Richtung, bis uns junge Landschaftsarbeiter weiter helfen.

 

Viele Felsen haben ihrer Form nach einen Namen bekommen. Auch wir haben einigen davon einen Namen gegeben. Ob sie gefunden werden?
der Breitmaulfrosch
das Schnüffeltier   
die Liebenden
(man darf uns gerne antworten!)

 

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Ganz realistisch ist hingegen die kleine Kapelle mit ihren Wegbegleitern im Giebel.

 

 

Wie wir gekommen sind war Flut. Beim zurückkommen ist Ebbe. Wie anders doch die Landschaft aussieht!


Bevor wir weiterfahren essen wir noch einen Topf mit Crême fein zubereiteter Moules. Es ist soviel, dass wir den Rest noch zum z’Nacht essen und gut gesättigt zu Bett gehen.

 

19. Juni

 


Morgenspaziergang mit Xayra dem Fluss Rence entlang

 

In der Stadt Dinan scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
Die Fachwerkhäuser mit ihren Spitzgiebeln zeugen von vergangenem Reichtum der Stadt. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert tummelten sich hier Tuchweber und Gerber. Die Besichtigung geht über die Place des Cordeliers et des Merciers. Dort vermischen sich die Stilrichtungen. Typische Dinan-Fachwerkhäuser stehen Seite an Seite.

 

 

Die engen Gassen sind voll von Boutiquen, Crêperien und Restaurants.

 

 

Natürlich essen auch wir eine Crêpe, bevor wir weiter spazieren und die grossartige Kirche Saint Malo besichtigen.

 

Wir fahren weiter bis zum Campingplatz, den Ba gefunden hat. Der Platz ist so schön am Meer gelegen, und endlich scheint wieder einmal die Sonne, sodass wir beschliessen hier zwei Tage lang zu bleiben.

 

20. Juni
Gestern war ein solch wunderschöner Tag und Abend. Die grossartigen Bilder vom Sonnenuntergang haben wir nicht fotografiert, weil der Wetterbericht ja keine Zweifel aufkommen liess. Das war dumm...
...Denn heute morgen liegt ein dichter Nebel über dem Platz, so dass man nicht einmal die Meeresbucht sehen kann und das Gesicht auf dem Weg zur Dusche auch so feucht wird.
Entgegen allen Prognosen bleibt der Tag weitgehend so: graue Nebelschwaden, die sichtbar wie Schleier durch die Bäume ziehen.
Doch es gibt auch an einem solch ganz anders als erwarteten Tag immer wieder Situation zum Schmunzeln:

Auf den Campingplätzen gibt es meist auch Häuschen zum Mieten. Die Leute, welche dort wohnen haben keine Ahnung vom Campen. Ru bringt mal wieder die Toilettenkassette zum Leeren ins Sanitärgebäude.  Da kommt ein Vater mit seinem Kind daher und fragt: „Was ist das?“ Ru antwortet: „Das ist meine Toilette.“ Da stellt der Vater fest: „Ah, sie führen ihre Toilette spazieren.“

 

Am Nachmittag machen wir einen ausgedehnten Spaziergang mit Nachbarshund Max und Frauchen über die Bucht. Auch hier sieht man zeitweilig kaum, was Strand, was Wasser ist. Aber diese spezielle Landschaft gefällt uns, und die Hunde können so richtig rennen.
Auf den Abend haben wir noch gehofft - aber zum Nachtessen ziehen wir uns zurück ins „Haus“.

 

21. Juni
Heute scheint die Sonne, aber ein kalter Wind bläst. Es verleidet uns langsam, immer im Camper essen zu müssen und überhaupt spüren wir beide langsam eine leichte Reisemüdigkeit. Wir stellen für den Rest der Reise eine abgekürzte Route zusammen.
Auf dem Campingplatz räumen wir zusammen, bezahlen noch die letzte Nacht und beschliessen als letzten Ort öffentlichen Intressens in der Bretagne noch St. Malo zu besuchen.
Die Stadt ist mächtig, in jeder Beziehung: die massiven Mauern und Türme, die Häuser im Innern der Mauer.

 

Die bretonische Hafenstadt Saint-Malo war zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert eine berühmte Seefahrer- und eine blühende Handelsstadt. Vor allem ihre Korsaren waren berüchtigt und trugen viel zum Wohlstand bei: Im Grunde waren sie Piraten, die aber nicht auf eigene Rechnung sondern mit königlicher Erlaubnis feindliche Schiffe kaperten. Außerdem gaben sie der eigenen Handelsflotte Geleitschutz.
Übrigens: dass Saint-Malo nach der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg zu über 80 Prozent zerstört wurde, merkt man ihr nicht mehr an. Denn schnell baute man die Stadt mit Hilfe alter Pläne und Abbildungen so originalgetreu wie möglich wieder auf.


Wir müssen lange warten bis wir die Kathedrale an der Place Jean de Châtillon besuchen können , denn es findet ein Gottesdienst statt. Die vom 16. bis 18. Jahrhundert erbaute Fassade italienischen Stils ist riesig. Die Kirche hat sehr schöne Kirchenfenster. Die Rosette im Chor erinnert an Notre Dame de Paris.

 

Es wird spät bis wir wieder auf dem Parkplatz beim Hypodrome sind, von wo uns eine Navette, ein Bus zur Stadt und wieder zurück gebracht hat.
Jetzt noch einen Campingplatz suchen, wo wir ja noch gar nicht wissen, wohin es uns wirklich zieht? Nein, wir fahren zurück auf den Platz, den wir am Morgen verlassen haben. Der Wind hat einwenig nachgelassen und wir können endlich wieder einmal draussen essen.
Der Platz ist wunderschön gelegen und wir beschliessen mindestens noch einen Ferientag anzuhängen...

 

Ein wunderschöner Sonnenuntergang beschliesst diesen Tag.

 

22. Juni
Ba macht den Hundespaziergang, diesmal zum Strand auf der anderen Seite - und kommt begeistert zurück. Die Landschaft hier in Saint-Coulomb ist wirklich wunderschön. Die Sonne scheint, und der Wind hat sich gelegt. Es soll nicht sein, dass wir die Bretagne verlassen...

 


Wieder einmal ist Waschtag.
Am Nachmittag machen wir mit Annette und ihrem Hund Max eine kleine Wanderung über die Halbinsel.


Die Fauna ist herrlich: Farne, Ginster, wilder Hafer und Gerste neben vielen verschiedenen Blumen und Blümchen. Rosmarin und sogar Thymian finden wir.


Und erst die Aussicht! Die Bilder sprechen für sich!

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Nach dem Nachtessen dürfen wir bei Annette und Werner das WM-Fussballspiel Schweiz gegen Serbien schauen. Und natürlich freuen wir uns über den Schweizer Sieg!

23. Juni
Der heutige Tag verläuft ähnlich wie der gestrige.
Wir bedauern, dass wir diesen schönen Ort morgen schon verlassen müssen.

Zum Abschied gibt es noch ein schönes Abendrot.